Montag, 25. April 2011

Incredible !ndia - ein Résumé




It is not for him to pride himself who loveth his own country,
but rather for him who loveth the whole world.
The earth is but one country, and mankind its citizens.

Ich bin jetzt seit 6 Monaten auf Weltreise und lebe meinen großen Traum. Ich habe bisher zehn Länder bereist und davon ein Land im besonderen, nämlich Indien „überlebt“. 
Ich muss sagen, dass Indien die bisher größte Herausforderung für mich war. Am Anfang habe ich nie verstanden, warum manche Menschen das Land so sehr lieben und andere es so sehr hassen. Dazwischen gibt es einfach nichts. Nun, nach fast 3 Monaten in „Incredible !ndia“, verstehe ich viel besser und ich schließe mich der „Ich-Hasse-Indien“-Fraktion an. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Land so sehr an meine eigenen Grenzen stoße, dass mich ein Land so auslaugt und seelisch wie moralisch fertig macht. Natürlich gibt es in Indien nicht nur Schattenseiten, es hat auch wunderschöne, sonnige (und viel zu heiße) Seiten, leider haben für mich die Schattenseiten überwogen und mich dazu bewogen NEIN zu sagen. NEIN zur indischen Regierung und den Regierungsbeamten, zu Alkoholverbot und Spießigkeit; NEIN zu dem ganzen Dreck, dem Dauergehupe, dem Verkehr (obwohl sich das, was sich auf Indiens Straßen abspielt, eigentlich nicht „Verkehr schimpfen darf), NEIN zum Hinduismus, zu aufdringlichen indischen Männern, zu Varanasi, Leichen und Burning Ghats; NEIN zu Müll und Kuhfladen, Bettlern, Kranken und Toten auf den Straßen, zu dreckigen Flüssen und Stränden, zu nervigen Händlern, Abzockern und unnatürlich langen Zugfahrten (vor allem in General Department); NEIN zu Indern, die mich anstarren, die Fotos von mir machen, mich betatschen oder Sex wollen. Ich sage NEIN zu den Schattenseiten Indiens und versuche, sie so in Erinnerung zu behalten, wie sie waren: überdurchschnittlich fürchterlich. Dafür hat mich das Reisen in diesem Land der Gegensätze sehr stark gemacht und ich bin stolz auf mich selbst, alle Hürden alleine gemeistert zu haben.
Ich möchte allerdings auch die wirklich sonnigen Seiten des Landes preisen. Allen voran war wohl das Essen das Beste an Indien dicht gefolgt von den Andamanen und deren Unterwasserwelt. Ich möchte auch meine indischen Freunde Noopur, Ramesh, Pragyesh und Padmini nicht vergessen. Es sind wirklich unglaublich liebe Leute und ich kann mich glücklich schätzen, sie zu kennen. Das Leben im Ashram war bis auf ein paar winzige Kleinigkeiten auch toll und eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Außerdem ist die Landschaft (teilweise) sowie die Tier- und Pflanzenwelt wirklich wunderschön. Natürlich war die Zeit mit meinen Freunden aus der Heimat, Julchen und Michi, fantastisch wenn auch anstrengend für uns alle. Trotz dem Kulturschock, den abenteuerlichen Auto- und Busfahrten, den Abzockern und unterdurchschnittlichen Unterkünften hatten wir eine tolle Zeit mit ein paar tollen Erlebnisse und vor allem UNS! Mein Ausflug in die Wüste Indiens auf meinem trotteligen Kamel war auch eines meiner schönsten Erlebnisse in Indien. Nicht zu vergessen der Taj Mahal, Inbegriff wahrer Liebe und in meinen Augen das schönste Bauwerk der Welt und ungeschlagenes Highlight jedes Indienaufenthaltes. Agra dagegen sollte mal lieber ganz schnell vergessen, ich finde, diese Stadt ist eine einzige, große Müllhalde und die zweitschlimmste Stadt Indiens (nach Varanasi).


Indien hat mich sehr stark gemacht und ich habe gelernt, die schönen Kleinigkeiten des Lebens zu erkennen und zu schätzen. Ich weiß noch, wie sehr ich mich gefreut habe, als ein Auto-Rikshaw-Fahrer einmal ganz von sich aus seinen Zähler angemacht hat – ohne bitten und betteln und abzockerei. Ich erinnere mich auch an den netten Hotelbesitzer in Khajuraho, der sich so aufopfernd um mich gekümmert hat, als ich mit böser Magen-Darm-Grippe aus Varanasi bei ihm angekommen bin; und an Delboy, den nette Mitarbeiter der Reisegesellschaft in Jaiselmer, der sich meiner angenommen hat als ich bis 11 Uhr nachts auf meinen Zug warten musste, mich zu sich einlud und sein Essen mit mir teilte.
Auch die ganzen lieben Menschen wie die Leute im Ashram, der nette Kellner in Goa, der Junge aus dem General Department und meine Tauchbuddy’s von den Andamanen haben meinen Aufenthalt in Indien sehr bereichert und ich bin froh, sie alle kennen gelernt zu haben.

Das alles, das Gute sowie das Schlechten, habe ich erleben müssen. Vor drei Monaten hatte ich noch das Gefühl, mich eher zu verlieren als zu finden. Jetzt, nach fast 3 Monaten Indien und 6 Monaten auf Weltreise, bin ich meiner Selbstfindung schon ein ganzes Stück näher gekommen. Ich kenne mich selbst jetzt viel besser, höre mehr auf meinen Körper, mein Geist ist ruhiger und ich bin bestimmter als vorher. Ich weiß jetzt schon eher, wer ich bin und was ich will. Außerdem hat sich meine Menschenkenntnis und mein Urteilsvermögen sehr verbessert. Ich musste oftmals über meinen eigenen Schatten springen und Dinge tun, die ich früher nie gemacht hätte. Ich bin härter geworden, mein Durchsetzungsvermögen hat sich auch verbessert sowie meine Kompromissbereitschaft und Toleranz und das war auch bitter nötig, um in Indien zu überleben. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich meine Fröhlich- und Herzlichkeit, meine Offenheit, meinen Charme und Sinn für Humor komplett verliere. Ich habe das alles nicht nur wieder, es ist sogar noch ausgeprägter als vorher.

Grundsätzlich muss ich Indien wohl danken und ich will niemanden abschrecken noch möchte ich jemandem abraten, in dieses Land der Gegensätze zu kommen.
Jeder wird dort seine eigenen Erfahrungen sammeln, seine eigenen kleinen Episoden erleben, an seine persönlichen Grenzen stoßen und es entweder lieben oder hassen.

Für mich ist dieses Kapitel jedoch abgeschlossen und ich freue mich auf neue Abenteuer in 
 Nepal

Und noch was: Ich möchte auf diesem Weg allen meinen Lieben zu Hause danken, die mich auf meiner Weltreise so unterstützen.
Ich glaube, vielen ist auch gar nicht bewusst, wie sehr mich die E-Mails und Nachrichten von zu Hause mit ihren Geschichten und alltäglichen großen und kleinen Problemen aufbauen und mir helfen, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Ich bitte euch, hört nicht auf damit! ICH BRAUCHE EUCH! Auch wenn ich weit weg bin möchte ich dennoch an eurem Leben teilhaben – so wie ihr durch diese Blogeinträge an meinem teilhabt!

Ich habe euch alle sehr lieb und vermisse euch unendlich!
(Ihr wisst schon, wer gemeint ist!)


1 Kommentar:

  1. Ich bin weltweit als Monteur unterwegs. Aber Indien ist mit Abstand das Übelste, was ich kenne.
    Und ich habe noch keinen Kollegen getroffen, der eine andere Meinung hat.
    Mein Chef war schon soweit, dass er sich geweigert hat, Maschinen dorthin zu verkaufen.
    Ein Land ohne Struktur, in dem die Leute sich für die Besten halten, obwohl sie armseelige Gestalten sind.
    Ich bin bestimmt kein Rassist. Aber wenn ich Inder nur sehe, auf Flughäfen oder selbst in Deutschland auf der Strasse, sträuben sich mir die Haare

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