Montag, 25. April 2011

Incredible !ndia - ein Résumé




It is not for him to pride himself who loveth his own country,
but rather for him who loveth the whole world.
The earth is but one country, and mankind its citizens.

Ich bin jetzt seit 6 Monaten auf Weltreise und lebe meinen großen Traum. Ich habe bisher zehn Länder bereist und davon ein Land im besonderen, nämlich Indien „überlebt“. 
Ich muss sagen, dass Indien die bisher größte Herausforderung für mich war. Am Anfang habe ich nie verstanden, warum manche Menschen das Land so sehr lieben und andere es so sehr hassen. Dazwischen gibt es einfach nichts. Nun, nach fast 3 Monaten in „Incredible !ndia“, verstehe ich viel besser und ich schließe mich der „Ich-Hasse-Indien“-Fraktion an. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Land so sehr an meine eigenen Grenzen stoße, dass mich ein Land so auslaugt und seelisch wie moralisch fertig macht. Natürlich gibt es in Indien nicht nur Schattenseiten, es hat auch wunderschöne, sonnige (und viel zu heiße) Seiten, leider haben für mich die Schattenseiten überwogen und mich dazu bewogen NEIN zu sagen. NEIN zur indischen Regierung und den Regierungsbeamten, zu Alkoholverbot und Spießigkeit; NEIN zu dem ganzen Dreck, dem Dauergehupe, dem Verkehr (obwohl sich das, was sich auf Indiens Straßen abspielt, eigentlich nicht „Verkehr schimpfen darf), NEIN zum Hinduismus, zu aufdringlichen indischen Männern, zu Varanasi, Leichen und Burning Ghats; NEIN zu Müll und Kuhfladen, Bettlern, Kranken und Toten auf den Straßen, zu dreckigen Flüssen und Stränden, zu nervigen Händlern, Abzockern und unnatürlich langen Zugfahrten (vor allem in General Department); NEIN zu Indern, die mich anstarren, die Fotos von mir machen, mich betatschen oder Sex wollen. Ich sage NEIN zu den Schattenseiten Indiens und versuche, sie so in Erinnerung zu behalten, wie sie waren: überdurchschnittlich fürchterlich. Dafür hat mich das Reisen in diesem Land der Gegensätze sehr stark gemacht und ich bin stolz auf mich selbst, alle Hürden alleine gemeistert zu haben.
Ich möchte allerdings auch die wirklich sonnigen Seiten des Landes preisen. Allen voran war wohl das Essen das Beste an Indien dicht gefolgt von den Andamanen und deren Unterwasserwelt. Ich möchte auch meine indischen Freunde Noopur, Ramesh, Pragyesh und Padmini nicht vergessen. Es sind wirklich unglaublich liebe Leute und ich kann mich glücklich schätzen, sie zu kennen. Das Leben im Ashram war bis auf ein paar winzige Kleinigkeiten auch toll und eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Außerdem ist die Landschaft (teilweise) sowie die Tier- und Pflanzenwelt wirklich wunderschön. Natürlich war die Zeit mit meinen Freunden aus der Heimat, Julchen und Michi, fantastisch wenn auch anstrengend für uns alle. Trotz dem Kulturschock, den abenteuerlichen Auto- und Busfahrten, den Abzockern und unterdurchschnittlichen Unterkünften hatten wir eine tolle Zeit mit ein paar tollen Erlebnisse und vor allem UNS! Mein Ausflug in die Wüste Indiens auf meinem trotteligen Kamel war auch eines meiner schönsten Erlebnisse in Indien. Nicht zu vergessen der Taj Mahal, Inbegriff wahrer Liebe und in meinen Augen das schönste Bauwerk der Welt und ungeschlagenes Highlight jedes Indienaufenthaltes. Agra dagegen sollte mal lieber ganz schnell vergessen, ich finde, diese Stadt ist eine einzige, große Müllhalde und die zweitschlimmste Stadt Indiens (nach Varanasi).


Indien hat mich sehr stark gemacht und ich habe gelernt, die schönen Kleinigkeiten des Lebens zu erkennen und zu schätzen. Ich weiß noch, wie sehr ich mich gefreut habe, als ein Auto-Rikshaw-Fahrer einmal ganz von sich aus seinen Zähler angemacht hat – ohne bitten und betteln und abzockerei. Ich erinnere mich auch an den netten Hotelbesitzer in Khajuraho, der sich so aufopfernd um mich gekümmert hat, als ich mit böser Magen-Darm-Grippe aus Varanasi bei ihm angekommen bin; und an Delboy, den nette Mitarbeiter der Reisegesellschaft in Jaiselmer, der sich meiner angenommen hat als ich bis 11 Uhr nachts auf meinen Zug warten musste, mich zu sich einlud und sein Essen mit mir teilte.
Auch die ganzen lieben Menschen wie die Leute im Ashram, der nette Kellner in Goa, der Junge aus dem General Department und meine Tauchbuddy’s von den Andamanen haben meinen Aufenthalt in Indien sehr bereichert und ich bin froh, sie alle kennen gelernt zu haben.

Das alles, das Gute sowie das Schlechten, habe ich erleben müssen. Vor drei Monaten hatte ich noch das Gefühl, mich eher zu verlieren als zu finden. Jetzt, nach fast 3 Monaten Indien und 6 Monaten auf Weltreise, bin ich meiner Selbstfindung schon ein ganzes Stück näher gekommen. Ich kenne mich selbst jetzt viel besser, höre mehr auf meinen Körper, mein Geist ist ruhiger und ich bin bestimmter als vorher. Ich weiß jetzt schon eher, wer ich bin und was ich will. Außerdem hat sich meine Menschenkenntnis und mein Urteilsvermögen sehr verbessert. Ich musste oftmals über meinen eigenen Schatten springen und Dinge tun, die ich früher nie gemacht hätte. Ich bin härter geworden, mein Durchsetzungsvermögen hat sich auch verbessert sowie meine Kompromissbereitschaft und Toleranz und das war auch bitter nötig, um in Indien zu überleben. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich meine Fröhlich- und Herzlichkeit, meine Offenheit, meinen Charme und Sinn für Humor komplett verliere. Ich habe das alles nicht nur wieder, es ist sogar noch ausgeprägter als vorher.

Grundsätzlich muss ich Indien wohl danken und ich will niemanden abschrecken noch möchte ich jemandem abraten, in dieses Land der Gegensätze zu kommen.
Jeder wird dort seine eigenen Erfahrungen sammeln, seine eigenen kleinen Episoden erleben, an seine persönlichen Grenzen stoßen und es entweder lieben oder hassen.

Für mich ist dieses Kapitel jedoch abgeschlossen und ich freue mich auf neue Abenteuer in 
 Nepal

Und noch was: Ich möchte auf diesem Weg allen meinen Lieben zu Hause danken, die mich auf meiner Weltreise so unterstützen.
Ich glaube, vielen ist auch gar nicht bewusst, wie sehr mich die E-Mails und Nachrichten von zu Hause mit ihren Geschichten und alltäglichen großen und kleinen Problemen aufbauen und mir helfen, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Ich bitte euch, hört nicht auf damit! ICH BRAUCHE EUCH! Auch wenn ich weit weg bin möchte ich dennoch an eurem Leben teilhaben – so wie ihr durch diese Blogeinträge an meinem teilhabt!

Ich habe euch alle sehr lieb und vermisse euch unendlich!
(Ihr wisst schon, wer gemeint ist!)


Samstag, 23. April 2011

Khajuraho und Delhi

City of Kamasutra in Stone… 


Im Zug traf ich eine Südkoreanerin, mit der ich mich darüber unterhielt, wie sehr wir beide Indien „hassen“. Die Zeit verflog und sie lenkte mich gut von meiner Übelkeit ab. In der Nacht bekam ich aber nochmal ein paar böse Fieberschübe und konnte kaum schlafen. Ich war froh, als wir in Kajuraho ankamen und ich mich in meinem Hotelzimmer auskurieren konnte. Ich schlief eigentlich den ganzen Tag. Als es im Zimmer zu heiß wurde ging ich in die Lobby, trank eine Cola und schaute Bollywoodfilme auf Hindi mit einem Angestellten. Als es mir abends immer noch nicht besser ging, versuchte mir der überaus hilfsbereite Hotelbesitzer durch Meditation zu helfen aber als er merkte, dass ich sogar zu schwach dafür war, ließ er mir Elektrolyten von der Apotheke kommen und gab mir ein starkes Fiebermittel.
Zusammen beobachteten wir tausende von Papageien, die den Abendhimmel bedeckten. Die Luft war fast  stellenlos grün von den vielen Vögeln und es ging zu wie auf einer belebten, indischen Straße. Mit diesem Bild ging ich in meiner Zimmer und versuchte zu schlafen. Leider gelang es mir erst spät nachts, als es ein bisschen abkühlte.
Nach ein paar Stunden Schlaf ging es mir erheblich besser und ich startete endlich meine Sightseeing-Tour. Die Westgruppe der Tempel in Khajuraho sind ein UNESCO-Welterbe und am schönsten bei Sonnenaufgang. Ich stand punkt 6 Uhr morgens vor dem Eingang der Anlage und zu meiner Freude war an diesem Tag Weltkulturtag; somit war der Eintritt frei. 

 
Die Tempel waren wunderschön und leuchteten gelblich in Licht der aufgehenden Sonne. Das besondere an den Tempeln sind die Figuren und deren „Stellungen“, die in den Stein eingelassen sind. 


 Durch diese Kamasutrastellungen in Stein sind die Temple berühmt geworden und es ist wirklich sehenswert. Nach so langer Zeit im prüden Indien trieb mir der Anblick aber schon fast die Schamesröte ins Gesicht. 


Später am Tag sah ich mir noch die östlichen und südlichen Tempel an. Leider waren diese schon fast langweilig, da komplett Kamasutrafrei. Dafür fand ich in einem Jain-Telmpel ein paar nackte Gottheiten. 


Khajuraho selbst ist seit ein paar Jahren unterteilt in das „alte Dorf“ und das „Touristendorf“, welches für indische Standards überaus modern und sauber ist. Das alte Dorf dagegen ist wie jedes andere Dorf auch. Ich diskutierte mit dem Hotelbesitzer darüber, ob  es gut ist, dass Khajuraho nun, durch den neuen Bahnhof und das Dorf, so touristisch ausgelegt ist und immer mehr Touristen anlockt. Natürlich wirkt es sich extrem auf die Einheimischen aus, es wird jeglicher Krimskrams verkauft und die Straßenhändler werden in ein paar Jahren mindestens genauso nervig sein wie in Agra. Ausserdem heizt es den Konkurrenzkampf an und somit ist das friedliche Miteinander gefährdet.
Wenn man ein noch ruhiges, einigermaßen authentisches Khajuraho sehen will muss man sich also beeilen.


Zurück in Delhi mit guten Freunden

Ich kam mit einiger Verspätung in Delhi an. Zu meiner großen Überraschung und Freude war Pragyesh noch nicht in Abu Dhabi sondern wartete in Delhi auf sein Visum. Somit verbrachten wir meine letzten 3 Tag in Indien zusammen. Nach meiner Ankunft gingen wir Bowlen, ins Kino und aßen mit Noopur und Ramesh zu Abend. Am nächsten Tag trafen wir Tobi, einen Freund aus dem Ashram der gerade auch zufällig in Delhi war, und machten alle zusammen eine kleine Sightseeingtor.


Wir sahen „Humayun’s Tomb“, ein wunderschönes Grabmal welches fast wie der Taj Mahal aussieht und den Lotustempel, in dem wir 10 Minuten meditierten. 


Abends trafen wir Jasmin, eine Freundin aus dem Ashram, die in Delhi wohnt, und gingen zusammen in ein für indische Verhältnisse stinkteures Drehrestaurant mit wunderschönem Ausblick auf Delhi's „Skyline“. 


An meinem letzten Tag in Indien traf ich mich nochmal mit Jasmin und Tobi im Main Bazar, der Touristenstraße in Delhi. Wir fanden ein tolles Café mit echtem Cappuchino und  Sandwich mit Gouda! Ich schwebte auf Wolke 7. Danach traf ich mich mit Pragyesh in Gurgaon in einer Mall, wir gingen nochmal ins Kino, ins „Kingdom auf Dreams“ (ein künstliches Indien in Indien) und abends mit Noopur und Ramesh in eines der besten Restaurants, in denen ich bisher gegessen habe: Not just Parathas! Ich liebe Parathas und das Essen war der perfekte Abschluss meines Indienaufenthaltes. 



Am 22.4.2011 verließ ich Increbible !ndia voller Vorfreude  und mit zwei lachenden Augen. Ich werde Indien wohl nicht vermissen, aber ich bin froh, die ganzen guten wie auch schlechten Erfahrungen gemacht zu haben.



Und was ist der Titel vom nächsten Kapitel meiner Reise?

NEPAL

Freitag, 22. April 2011

Varanasi

oder
Kashi – Stadt des Lebens



Die heilige Stadt Varanasi, Geburtsstätte Shiva’s, wo Leben und Tod nur Zentimeter voneinander getrennt scheinen, ist ein richtiges Drecksloch. Es war unglaublich drückend heiß, die wirklich sehr engen, unübersichtlichen Gassen der alten Stadt  waren voll von Menschen, Kühen, Ziegen, Affen und deren Exkrementen, Müll und Ungeziefer.  Sich zu verlaufen ist eigentlich unvermeidlich.



Um das bekannteste „Ghat“, das Manikarnika- oder Burning Ghat, zu finden, muss man eigentlich nur einer der zahlreichen Bahren folgen, auf denen tote Körper zum verbrennen am Ganges getragen werden. Die Toten werden zuerst im Fluss gebadet und dann auf einen Holzstapel gelegt. Die Art des Holzes ist eine Geld- und somit Kastenangelegenheit. Umso feiner das Holz, desto teurer die Verbrennung.  Das Holz wird auf altertümlichen Waagen gewogen und berechnet. 

 
Mir wurde gesagt, dass eine günstige Verbrennung ca. 4000 Rps (also ca 65 Euro) kostet. Eine Verbrennung der ersten Kaste kostet bis zu  10 Mal so viel, da dafür das kostbare Sandelholz verwendet wird.
Der Holzstapel wird mit dem heiligen Feuer, dass angeblich seit tausenden von Jahren ununterbrochen brennt, angezündet. Dies übernimmt der nächste, männliche Angehörige, der sich vorher Haare und Bart rasieren lassen muss.
Es heißt, dass die Toten, die hier in Varanasi am Ganges verbrannt werden, sofort ins Nirvana einziehen. Daher finden hier täglich 300 bis 400 Verbrennungen statt. Fotografieren ist an den Burning Ghats strengstens verboten und ich kann auch verstehen, wieso.

 
Trotz der Verbrennung in aller Öffentlichkeit ist es doch ein sehr intimes Ritual. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Leiche gesehen, an diesem Tag sah ich unzählige. In den vielen Feuern, die jeweils 2,5 bis 3 Std. brennen, konnte man meistens noch die Gliedmaßen ausmachen. Die Luft ist erfüllt von Asche und der Rauch brennt in den Augen.
Die Toten, die eines „unnatürlichen Todes“ wie zB von einem Kobrabiß, gestorben sind, dürfen nicht verbrannt werden und landen im Fluss.
Etwas weiter oben kann man viele Menschen beobachten, die sich im Ganges baden und beten. An fast jedem der vielen Ghats werden Pujas zelebriert, bevor man in den Ganges steigt. Der Ganges selbst ist voll von Booten mit schaulustigen Touristen, verwelkten Blumenketten und Müll. 


Ich habe mir das Treiben auch von einem Boot aus angeschaut und eine Kerze in einem Rosenbett auf dem Ganges schwimmen lassen. Davor durfte ich mir etwas wünschen und es heißt, dass die „Mutter“ (Ganga) dafür sorgt, dass er in Erfüllung geht. 

 
In Varanasi traf ich allerdings Gil, meinen Tauchbuddy von den Andamanen, und seine Freunde.
Ich blieb nur eine Nacht in der „Stadt des Lebens“ (welch Ironie) und in diese Nacht wurde ich krank.
Da habe ich es geschafft, 2 ½ Monate in Indien ohne Durchfall oder sonstigen Krankheiten zu reisen und zum Schluss erwischt es mich doch. Ich habe aber erfahren, dass fast jeder in Varanasi krank wird – mich wundert das ganz und gar nicht.
Am nächsten Tag stand mir eine 12-stündige Nachtzugfahrt nach Khajuraho mit eckligen Plumpsklos bevor und ich spielte mit dem Gedanken, einfach in Varanasi zu bleiben. Diesen verwarf ich aber ganz schnell wieder und quälte mich trotz Fieber, Übelkeit und Schmerzen durch die engen, dreckigen Gassen in ein Tuktuk, welches mich zum Bahnhof brachte und von dort in den überraschend leeren aber brüten heißen Zug, in dem ich nach Khajuraho fuhr. 




Zurück auf dem Festland


Kolkata

In Kolkata fuhr ich vom Flughafen aus mit irgendeinem Bus Richtung Stadt. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und wo ich hin wollte. Im Bus entschied ich, dass ich es mal mit der Parkstreet Gegend probieren möchte und versuchte herauszufinden, ob der Bus wenigsten in die Nähe fuhr aber der Busfahrer verstand mich nicht und die Mitfahrer sagten mir wenn überhaupt immer was anderes. Irgendwann entdeckte ich einen Metrostopp und sprang vom anfahrenden  Bus. Ich fand die Parkstreet und ein Hotel mit einem sauberen Zimmer und Fernseher (wenn auch ohne Fenster). Kolkata,die zweitgrößte Stadt Indiens, ist unbeschreiblich. Obwohl ich jetzt schon einige Zeit in Indien unterwegs bin habe ich so extreme Gegensätze wie hier noch nie gesehen. 


Es ist ein ständiger Mix aus super Modern und Mittelalter, aus Sauberkeit und Müllhalde, aus Ruhe und Lärm und aus Reich und Arm… Man findet sehr coole Läden wie Lewis, Subway, Bar B-Q, Fire and Ice etc. zwischen den typischen Mini-Krämerläden, vor dem Postamt kann man sich Briefe und Dokumente auf der Straße mit der Schreibmaschine tippen lassen (2 Häuser weiter gibt es einen hippen Computerladen);



die Männer lassen sich auf dem Bürgersteig rasieren oder man geht doch in den  Profi-Beautysalon für Männer und Frauen. Manche Straßen sind recht ruhig, andere sind so voll dass man kaum weiterkommt. In dem ganzen Rummel findet man die originalen, von Männern gezogenen Rikshaws. 



Vielen Leuten hier sieht man einfach an, dass sie Rupien en masse haben, vielen anderen dass sie nichtmal 10 Rupien besitzen. Ein kleiner Junge stand nackt und voll Seife in einem Brunnen mitten im Getümmel, ein anderer schleckte genüsslich sein Eis. Ich wanderte lange durch die belebten Straßen Kolkata’s, aß allerlei Leckereien von den zahlreichen, sehr geschäftigen Straßenständen und war überaus überrascht, wie viele Leute hier auf der Straße leben. 

 
Im Kino dröhnte vor dem Film Technomusik aus den Lautsprechern und während des Film lief mir eine Ratte über die Füße.  Dennoch überstand ich meinen ersten Tag zurück auf dem Festland erstaunlich gut und relaaaaaaaaaaaaxt.
In Kolkata spürt man den englischen Einfluss noch sehr deutlich. Am Victoria Memorial hatte ich das Gefühl, in England gelandet zu sein, es war nur viel heißer. Die Kirchen sehen sehr europäisch aus und manche Häuser auch.  In einem ruhigen Park vor dem Memorial entdeckte ich so einige turtelnde Pärchen, zu meiner Überraschung waren es nur Inder, die sich in aller Öffentlichkeit umarmten und sogar küssten; es war ein sehr ungewohnter, für Indien untypischer aber auch sehr schöner Anblick. 


Im Planetarium wurde mir der westbengalischen Nachthimmel erklärt, im Mutter Teresa Haus musste ich feststellen, dass sie dort nichts für mich zu tun hatten, doch auf der Straße konnte ich einem zuckersüßen, kleinen Mädchen wenigstens ein bisschen helfen und nebenbei mein Karma verbessern.
Nach 2 Nächten in dieser faszinierenden Stadt der Gegensätze fuhr ich mit dem Nachtzug nach Varanasi. 



Sonntag, 17. April 2011

Andaman Islands


2 Wochen in einer Postkarte... 



Ich flog von Trivandrum an der West- nach Chennai an der Ostküste. Dort verbrachte ich einen Tag und flog früh morgens weiter nach Port Blair, die Hauptstadt der Andaman und Nicobar Islands. Diese befinden sich östlich von Indien, südlich von Myanmar und sind eigentlich schon näher an Thailand als an Indien. Indien kann sich wirklich glücklich schätzen, dass es solche schönen Inseln sein eigen nennen kann. Es wird zwar behauptet, dass die Andamanen „nicht wirklich Inien" seien, aber Port Blair wirkte schon sehr wie jede andere indische Stadt – es gab die gleichen schrottigen Busse, einen Polizisten, der den Verkehr anstelle einer Ampel regelte, gehupe, Tuktuks, Chai-Stände usw. Man spürt auch überall den Einfluss der indischen Regierung. Auf Havelock (das ist die Insel auf der ich 13 Tage verbrachte ) sah die Welt schon viel besser aus. Das Wasser hier ist kristallklar und die weißen Strände sehr sauber. Die Andaman Islands sind ein Taucherparadies und von Havelock  aus kann man Tages-Tauchausflüge machen. 



Die ersten 2 Tage auf der Insel verbrachte ich am „Beach N° 5 im Schatten einer der zahlreichen Palmen da ich noch eine klitzekleine Erkältung auskurieren musste. Da die meisten Leute unter tags beim Tauchen sind, wirkt die Insel wie ausgestorben und man ist fast alleine am Strand (abgesehen von vielen Strandhunden, ein paar Fischern, einigen indischen Honeymoonern und wenigen anderen Urlaubern). 



An sich ist gerade nicht sehr viel los auf der Inseln, in manchen Restaurants die sich in oder zwischen Village N°. 1 und 5 befinden kann man abends sogar alleine und ungestört essen.
Ich lieh mir für die ersten Tage ein Fahrrad, da ich recht weit südlich wohnte und es doch ein ganz schönen Stück war bis ins nächste Dorf, wo es sehr langsames Internet, ein paar Läden und Restaurants gab.
Am dritten Tag zog ich vom Village N° 5 näher ans Village N° 3 ins Barefoot Resort in eine ganz kleine Hütte. 



In diesem Resort befand sich der Tauchshop „Barefoot Scuba“, mit denen ich in den kommenden Tagen mehrere Tauchausflüge und meinen „Advanced Diver“ machte.
Mein erster Tauchausflug führte mich zum „Aquarium“ und „The Wall“. Diese Tauchplätze sind für Open Water Diver geeignet weil sie nicht so tief sind. Das Aquarium ist wirklich toll, durch die vielen kleinen Fische wirkt es wie ein Kindergarten. The Wall ist ein bisschen tiefer und auch sehr schön. Dort sah ich 2 riesige Kraken.
Ich lernte Maggy und Julien, ein sehr liebes deutsches Pärchen aus Deutschland und Padmini, eine Inderin aus Bombay, kennen und verbrachte nach dem Tauchen auch den Abend mit ihnen.
Am zweiten Tag fuhren wir zu „White House Rock“, wo es wunderschöne Korallen gab, und zu einem Wrack, das mich total faszinierte. Auf dem Wrack und in den noch erhaltenen Netzen haben sich ganz viele Korallen, Schwämme, Fische und anderes aquatisches Leben angesiedelt. Es wirkt sehr mystisch und ist einfach faszinierend.
Am dritten Tag machte ich meine ersten Advanced Diver Tauchausflüge: erst Tiefseetauchen und danach ein Navigationstauchgang, beides bei „Johnny’s Gorge“. Ich tauchte das erste Mal bis 28 Meter und es ist noch viel viel schöner als im seichteren Gewässer. Dort unten gibt es viel mehr kleine und ganz große Fische und ich sah 2 riesige Moränen und eine schöne Seeschlange.



Am Abend machte ich einen Nachttauchgang. Es war einfach nur stockdunkel und unangenehm, so „orientierungslos“ zu  tauchen. Ich war sehr froh, als der Tauchgang wieder vorbei war aber ich muss sagen, dass das Plankton, welches wie Millionen von Sternen geleuchtet hat als wir die Lampen komplett ausschalteten, einfach wunderschön war. 



An diesem Tag wurde ich von meinen Freunden getrennt und einem neuen Diveinstuctor zugewiesen. Ich bekam auch einen neuen Buddy, Gil aus Israel, mit dem ich mich sofort super verstand.
Abends fand eine kleine „Party“ im Barefoot statt und ich trank zum ersten Mal seit Monaten ein paar Cuba Libre. Leider musste ich mich schon von Maggy und Julien, dem deutschen Pärchen, verabschieden.



Am vierten Tag waren meine Tauchgänge „Unterwasserfotografie“ und „Fischidentifikation“. Gil und ich teilten uns eine Kamera und machten tollen Bilder von Fischen und Korallen und von uns. Der Tauchplatz heißt „Dixon’s Pinackle“ und ist wohl der schönste Tauchplatz der Andaman Islands. Wir sahen dort u.a. einen großen Schwarm Baracudas. 



Von nun an bin ich Advanced Diver!
Den Abend verbrachte ich noch mit Gil, wir gingen essen und schauten einen Film mit seinen Freunden im Resort nebenan.
Am nächsten Tag nahm ich mir „frei“, da ich mich wieder ein bisschen erkältet hatte. Ich hatte vor, mir einen der schönsten Strände der Welt, den „Radha Nagar Beach“ oder „Beach N°7“, anzuschauen. Ich schaffte es aber gerade mal ins Village N°3 zum Frühstücken und um Sonnencreme zu kaufen. Als ich die Creme einwirken lassen wollte, schlief ich ein und wachte erst um kurz nach 4 wieder auf. Da es zu spät war noch irgendwohin zu fahren ging ich mit Padmini Essen und auf eine Strandparty – zwar ohne Musik aber mit großem Feuer, netten Leuten und viel Whiskey und Coke. 



Mein fünfter Tauchtag führte mich wieder zu Dixon’s und wir sahen 2 Haie! Viel faszinierender als die Haie war allerdings ein gigantischer, monströser Triggerfisch der mindestend 2 ½ Meter lang war. Sogar die zwei Tauchlehrer an Bord sagten, dass sie noch nie einen so riesigen Triggerfisch gesehen haben! Zwischen den zwei Tauchgängen sahen wir eine grüne Meeresschildkröte und es tauchte ein Polizeiboot auf. Es fing an uns zu umkreisen und während einer der Beamten über Funk ganz merkwürdige Fragen stellte machten die restlichen Besatzungsmitglieder Fotos von uns und sie beobachteten uns mit Ferngläsern. Ich fühlte mich sehr unwohl, vor allem weil die Befragung so überhaupt keinen Sinn machte. Sie wollten unbedingt unsere Tauchscheine sehen und wissen, woher wir kommen und warum wir keinen indischen Tauchlehrer dabei haben. Am Ende checkten sie weder die Tauchscheine noch erwähnten sie das Fehlen des indischen Tauchlehrers nochmal und ließen uns weiter tauchen. Sie hatten ja was sie wollten: haufenweise Fotos von westlichen Touristinnen in Bikinis… ich erwähnte ja bereits: die Andamanen sind nur zum Teil „nicht wirklich Indien“. Padmini verließ mich an diesem Tag leider auch aber ich traf die ganzen Leute von der Strandparty in meinem Lieblingsrestaurant. 



Der sechste Tag auf (bzw unter) See war wieder bei Johnny’s Gorge und der siebte bei South Button. 



Ich bekam wieder einen neuen Buddy, Rajif auf Philadelphia, und er hatte eine Unterwasserkamera. Somit bekam ich nochmal die Gelegenheit, meine Unterwasserfotografiekenntnisse  anzuwenden.
Der erste Tauchgang direkt neben der Insel war nicht so schön, sehr seichtes Wasser und vor allem viele tote Korallen, aber der zweite Tauchgang ein bisschen tiefer war wunderbar und wir sahen nochmal eine Schildkröte.



Abends traf ich mich mit Rajif, wir aßen zusammen und  tauschten die Fotos aus.
Am folgenden Tag schaffte ich es endlich zum berühmt berüchtigten „Beach N° 7“. Es ist ein sehr schöner Strand, sehr ruhig und für indische Verhältnisse wirklich super sauber aber es gab fast gar keinen Schatten und kaum Palmen. Ich finde zu einem Strand gehören Palmen. Für mich ist es definitiv nicht der schönste Strand der Welt, ich fand sogar den am Beach N° 5 besser aber darüber lässt sich streiten. Am besten einfach mal selbst anschauen, vergleichen und urteilen! 



Abends fand irgendein Fest im Village statt und ich fraß mich durch die Essensstände. Eigentlich gab es nicht so viel verschiedenes, nur Eiernudeln, Eierrolle, frittiertes Salziges und Süßes und Biryani. Es gab auch ein paar wenige Stände, an denen es eigentlich das gleiche gab wie in den Läden im Village aber es war ganz schön was los - die ganze Insel war scheinbar auf dem Fest.
Mein achter und letzter Tauchtag war wieder bei Johnny’s. An diesem Tag hat sich wohl jeder entschlossen, dort zu tauchen. Es waren 5 volle Boote (inkl. unserem) dort und unter Wasser war es wie auf dem Dorffest am Vorabend. Daher entschlossen wir, beim zweiten Tauchgang zu „Minerva“ zu fahren. Es war ein seichter Tauchgang aber ich fand es dort sehr schön. 



Nach meinem 17. (!!!!) Tauchgang auf den Andamanen verließ ich Havelock schweren Herzens und nahm die letzte Fähre zurück nach Port Blair. 



Dort fand ich nach einer kleinen „Meinungsverschiedenheit“ mit einem Hotelbesitzer, der unbedingt ein Foto von mir haben wollte für die Registrierung (weil die Vorschriften angeblich von der Regierung am Vortag geändert wurden) ein „nettes“ Hotel und der Junge von der Rezeption hatte angeblich Geburtstag und lud mich auf ein Bier und Chips ein. In meinem Zimmer tötete ich insgesamt 3 riesige Kakerlaken, schlief aber trotzdem wie ein Baby.
Ich verließ die Andamanen mit der Befürchtung, dass ich das indische Festland wohl jetzt noch viel weniger mag als vorher schon. Und mit dieser Befürchtung flog ich in die zweitgrößte Stadt Indiens: Kolkata.