Donnerstag, 21. Juli 2011

Nepal Teil 9: Letzte Schritte




Life does not consist mainly, or even largely, of facts and happenings.
It consists mainly of the storm of thought that is forever flowing through one’s head.



Bhaktapur, Namobuddha und Thanka painting
Nach einer anstrengenden Busfahrt erreichten Kerstin und ich spät abends das wegen eines Stromausfalls stockdustere Bhaktapur. Ich konnte die Schönheit der alten UNESCO Weltkulturstadt daher nur schemenhaft erahnen.
Im Shiva Guesthouse lief uns Frank in die Arme, der ganz zufällig zur gleichen Zeit wie wir aus Pokhara ankam. 


Insgesamt verbrachten Kerstin, Frank und ich sieben Tage in der wundervollen Newaristadt. Es gab unglaublich viel zu entdecken und wir ließen uns viel Zeit, die Stadt auf uns wirken zu lassen.
Am interessantesten ist wohl das morgendliche Ritual der Newarifrauen: früh morgens laufen die Damen der Stadt (von ganz jung bis ganz alt) mit einem Tablett voller Opfergaben wie Früchte, Süßigkeiten, Reis, Joghurt etc von Tempel zu Tempel um ihren persönlichen Familiengott zu Ehren. 


An manchen kleineren Tempeln wird die Shiva-, Vishnu-, Ganesh- oder Kalistatue (o.ä) nur kurz berührt und ein wenig Reis verstreut, in den großen Haupttempeln wird eine aufwendigere Puja abgehalten und das gesegnete Essen wird nach dem Ritual zu Hause von der gesamten Familie verspeist. Außerdem wird jeden Morgen der „Hausstein“, der sich vor jedem Wohnhaus befindet, geehrt, mit Farbe beschmiert und mit Blumen verziert. 


An einem bestimmten Tag des Monats wird eine sehr aufwendige und wichtige Puja zu Ehren Pashupatinat’s (Nepali-Shiva) abgehalten. Dieses Ritual findet an einem großen Tempel statt und so gut wie alle Damen der Stadt stellen sich in einer langen Reihe auf (und bekommen sogar eine Nummer von einem Beamten zugeteilt) um, eine nach der anderen, den großen Gott zu ehren.


An jeder Ecke und Nische findet man Tempel, Statuen und Stupas. Es ist ein wundervolles Gemisch aus newari-, hindu- und buddhistischer Kultur.  Man kann den ganzen Tag die Einwohner der Stadt beobachten wie sie ihre Religion in ihren gewöhnlichen Tagesablauf einbauen und es wirkt ganz natürlich. Die Leute berühren flüchtig eine Statue und führen danach ihre Hand drei Mal von Herz zu Stirn oder sie lassen kurz ein paar Blumen und Räucherstäbchen vor oder in einem Tempel.
Auf dem Bhaktapur Durbar Square trifft sich, vor allem abends, jung und alt. Die Leute sitzen in Grüppchen vor den Tempeln, ratschen und schlecken das leckere Kulfi (gefrorener Joghurt mit Nüssen und Rosinen). Vor einigen Tempeln treffen sich jeden Abend Gruppen von Männern, die dort heilige Musik mit Ratschen, Schellen und anderen metallischen Instrumenten machen. 


Auf dem Pottery Square werden hunderte von Tonvasen und –schalen gebrannt und in der Sonne getrocknet.
Einige Tempel haben Schutzstatuen auf den Treppen wie zB sogenannte „Wrestler“, Elefanten und Drachen.
An allen typischen Nepalitempeln befinden sich wunderbare Holzschnitzereien, natürlich auch wieder erotische (an einem Tempel sogar ganz niedliche mit Tieren!). 


Eines der aufwendigsten und schönsten Beispiele der nepalischen Schnitzkunst ist wohl das „Pfauenfenster“, welches sich an einem gewöhnlichen Haus in einer Seitengasse befindet.


An einem Tag traf ich zufällig Anub, einen ganz lieben Nepali den ich in Pokhara kennen gelernt hatte. Anub macht gerade eine Ausbildung zum Tourguide und Frank und ich bekamen von ihm eine ganz persönliche Stadtführung – umsonst! Auf der Tour lernten wir einiges mehr über die Kultur und die Geschichte der Stadt, wir besuchten den „Palast der 50 Fenster“, welchen der frühere König bewohnt hatte, und wir fanden einen riesigen Shivalinga. Ein Shivalinga ist allerdings ein Fruchtbarkeitssymbol und stellt im übertragenen Sinn den Penis Shivas auf der Vagina seiner Gefährtin dar. Dieses Symbol findet sich allerdings auch überall im „prüden“ Indien!


In Bhaktapur gibt es auch recht viele „Thanka Malschulen“, die sehr schöne, aufwendig gezeichnete Gemälde von Mandalas, buddhistischen Gottheiten, dem „Rad des Lebens“ uvm verkaufen. Ich dachte auch darüber nach, eines zu kaufen, entschloss am Ende aber mir selbst eines zu malen. Selber machen ist vielleicht nicht ganz so schön aber es macht auf jeden Fall viel mehr Spaß. Ich hatte einen fantastischen Lehrer, der mich meine Ideen umsetzen ließ und mir absolut großartige Hilfestellung beim Malen gab. Durch ihn wurde mein ganz persönliches Thankagemälde kein riesiges Desaster sondern, meiner Meinung nach, ganz passabel. 


Auf dem Gemälde sieht man ganz persönliche Erinnerungen an meine wunderbare Zeit in Nepal, die ich darin verewigt habe. Die ganze Malerei dauerte vier Tage, an denen ich jeweils 8 Stunden malte.
Unterbrochen wurde die Malerei nur durch einen kurzen Ausflug nach Namobuddha, wo ich eine Nacht verbrachte.
Die Busfahrt nach Namobuddha war meine bisher erlebnisreichste. Wir saßen die ganze Fahr über auf dem Busdach, eingequetscht zwischen vielen Nepalis. 


Das Busdach war mindestens so voll wie das Businnere. Der Weg ging immer Bergauf und irgendwann wurde aus der gut geteerten Straße eine Matschstraße, in der der Bus dann irgendwann stecken blieb. So stiegen wir allem vom Busdach, liefen eine Weile und stiegen irgendwann wieder auf – noch schlimmer eingequetscht als vorher.

Namobuddha ist einer der drei wichtigsten buddhistischen Pilgerorte Nepals (die zwei anderen sind Lumbini und die Boudhnat-Stupa) und man findet neben einer Stupa zu Ehren des „Buddha of Compassion" einige Klöster, viele kleine Stupas und tausende Gebetsflaggen, die eifrig im Wind flattern und ihre guten Wünsche und Gebete auf der ganzen Welt verteilen.

Wir übernachteten in der Thrangu Tashi Yangtse Gonpa, einem riesigen Kloster oberhalb Namobuddhas, aßen mit den Mönchen, drehten die vielen Gebetsräder und hängten selbst ein paar Gebesflaggen auf. Ich bekam endlich wieder das leckere „Sherpa Stew“ und leider auch nochmal „Buttertee“, welcher meinen Magen rebellieren ließ. 

Außerdem sah ich an diesem ganz besonderen Ort zum ersten Mal die gesamte Everest-Bergkette!
Somit hatte sich der Ausflug mehr als gelohnt.

Frank begleitete mich nach Panauti, wo wir eine kleine Chanting-Session miterleben durften.
Ich nahm von dort aus einen Bus zurück nach Bhaktapur um mein Gemälde fertigzustellen.
Von Kerstin und Frank musste ich mich nach drei Wochen verabschieden. Den beiden gefiel es so gut in Namobuddha, dass sie noch ein paar Tage länger bleiben wollten.


Nach Fertigstellung meines Gemäldes zog ich an meinem letzten Tag in Nepal nochmal um nach Boudha. Dort fand ich ein tolles Hotel mit Meditationsraum und Blick auf die Stupa. Ich traf zwei sehr interessante Nepalis, die mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bewegten und meinen letzten Tag zu einem wunderschönen Erlebnis machten: als ich meine Runden um die Stupa drehte sprach mich Prajesh an und lud mich nach einer kurzen Unterhaltung ein, mit ihm nach Pashupatinat zu kommen. Ich war eh schon ganz traurig, dass ich diesen wichtigen Tempel nicht besucht hatte und so fuhren wir in strömendem Regen auf seinem Motorrad zu dem Tempel und beobachteten ein wunderschönes Lichterfest mit Tanz und Musik. In Pashupatinat gibt es auch „Burning Ghats“ wie in Varanasi, aber die Anlage ist tausendmal schöner und angenehmer.
Danach lud mich mein neuer Freund zu sich nach Hause ein, ich bekam einen Tee und eine trockene Hose von ihm, lernte seine Familie kennen und wurde anschließen auch noch zu einem ganz besonders leckeren Dhal Bhat eingeladen, welches das perfekte Abschiedsessen war.
Im Hotel unterhielt ich mich dann noch bis spät in die Nacht mit dem Yoga- und Meditationslehrer des Hotels und dieses Gespräch war überaus bereichernd und erleuchtend für mich.

Nach diesen Begegnungen viel mir der Abschied von Nepal nur noch schwerer. Aber meine drei Monate in diesem fantastischen Land waren um und ich freue mich auf das nächste Kapitel meiner Reise und auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts in THAILAND!


Roundtrip Teil II


Von Lumbini nach Pokhara

Die Busfahrt nach Lumbini war sehr schön. Die Leute waren einfach absolut nett und sehr kommunikativ. Ich habe erst mit einem Michael Jackson- und Nepali-Style Tänzer geredet, der in ein Mädel aus Pokhara total verliebt ist, sie aber leider nicht heiraten kann, weil sie Christin ist und er Hindu. Seine Eltern würden die Verbindung nie für gut heißen. Nachdem er ausgestiegen war setzte sich ein „Fake-Nepali“ neben mich (ich war mir absolut sicher, dass er Inder ist) der auch noch ein absoluter Hindu-Fanatiker war und mich zuerst über Hinduismus aufklärte und dann mit mir diskutierte, warum ich als Frau nicht alleine Reisen könne. Nachdem ich umgestiegen war lernte ich Baba, den Lastwagenfahrer kennen der jeden Tag von Lumbini nach Pokhara oder andersrum fährt. Ich erfuhr, dass er zwei Töchter und einen Sohn hat und grundsätzlich lieber nachts fährt als tagsüber und dass die Strecke sehr viel Konzentration erfordert weil sie über eine kurvige Bergstraße führt. Der liebe Baba zahlte mir am Ende sogar meine Busfahrt.  


In Lumbini war es sogar noch heißer als im Chitwan und ich war nach kürzester Zeit total durchgeschwitzt. Ich machte mich sofort auf den Weg zum berühmten Bodhi-Baum, unter dem Königin Maya Devi den Buddha (Siddhartha Gautama) zur Welt brachte, nachdem sie in einem kleinen Weiher gebadet hatte. 


Um den Baum herum befinden sich einige Stupa-Ruinen, die „Maya-Devi-Tempel“-Ruine und die Ashokan-Säule. Die komplette Anlage gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nördlich der Anlage befinden sich Stupas und Klöster aus aller Welt, errichtet zu Ehren der Geburtsstätte des Buddha. Diese besuchte ich am nächsten Tag mit einem Fahrrad, da sie recht weit auseinander liegen. Die meisten Anlagen waren jedoch geschlossen und ich fand das Ganze recht unübersichtlich. 


Ich war recht enttäuscht von Lumbini. Es erinnerte mich sehr an Indien (es liegt ja auch ganz nah an der Grenze zu Indien), nicht nur wegen der unerträglichen Hitze sondern weil mich mal wieder ein paar indische Touristen nach einem Foto fragten und die Leute so gar nicht mit sich handeln ließen.
Nachdem ich die Stupas und Klöster besichtigt hatte packte ich meine sieben Sachen und verließ Lumbini fast fluchtartig.
Mein Weg führte mich nach Tansen, ein kleines Örtchen in das sich bisher wohl nocht nicht so viele Touristen verirrt haben. 


Dort war es auch sehr warm, aber um einiges angenehmer als in Lumbini, die Leute waren absolut freundlich und hilfsbereit und außer mir waren nur zwei weitere (deutsche) Touristen da. Es gibt keine Souvenirläden, kaum Hotels, niemand „zerrt“ einen in sein Geschäft oder versucht einem irgendwas anzudrehen, es gibt keine Rickshaws, keine Tuktuks. Der ganze Ort ist sehr authentisch und charmant. Mir viel auf, dass die Jungs und Mädels hier sehr stylisch herumlaufen, ich sprach mit einigen Jugendlichen und sie haben alle „Boyfriends“ und „Girlfriends“ (was recht untypisch ist für Nepal), auch die Architektur war um einiges schöner und moderner als in anderen Orten.
Es gibt auch einige schöne Wanderrouten in der Gegend. Eine nahm ich mir vor, machte sie aber auf Grund der Hitze am Nachmittag und meiner eigenen Faulheit nicht. Ich entspannte ein wenig im Schatten neben einer Buddhastatue oberhalb des Ortes mit einem guten Buch und ließ die Seele baumeln. 


Irgendwann gesellten sich ein paar junge Männer zu mir, die mich richtig ausquetschten und ich unterhielt mich sicher zwei Stunden mit ihnen. Danach erkundete ich ein bisschen das Dorf und bekam am Abend zwei Mitbewohnerinnen in mein riesiges Zimmer. Die beiden sind auch Deutsche und wollten einfach lieber ein Zimmer teilen als irgendwo anders unterzukommen – was ich vollkommen verstehen kann. Manmohan, der Besitzer des Homestay in den im untergekommen war und auch Initiator der Touristenorganisation GETUPS, ist wirklich sehr nett und hilfsbereit und seine Zimmer laden zum länger bleiben ein.
Ich verließ Tansen trotzdem nach zwei Tagen mit den zwei Deutschen die schon länger dort waren und wir fuhren zusammen nach Pokhara. Dort zogen wir nach Lakeside 6/Kahare, was ein wenig weiter weg vom großen Touristentrubel liegt und fanden alle eine schöne Unterkunft, die unseren jeweiligen Ansprüchen gerecht wurde.
Mir ging es leider in der Nacht nicht gut, ich übergab mich mehrmals und ließ somit den ersten Tag in Pokhara ganz langsam angehen. Da ich mich aber soweit wieder gut fühlte, wollte ich am kommenden Tag unbedingt die Wanderung nach Sarangkot mitmachen. 


Sarangkot liegt auf einem Berg in der Nähe von Lakeside und auf dessen Gipfel hat man unter Umständen einen wunderbaren Blick über Pokhara, den See, aber vor allem auf die Annapurna-Bergkette. Mir ging es leider doch nicht ganz so gut wie gedacht und mir viel es ziemlich schwer, den Gipfel in der schwülen Hitze zu erklimmen, schaffte es aber trotzdem. Meine Begleiter Kerstin und Frank waren wirklich großartig, wir machten andauernd Pausen damit ich mich ein wenig sammeln konnte und wir brauchten deswegen den gesamten Tag. Auf dem Gipfel sahen wir leider nur eine dicke Wolkendecke, in der sich ab und zu ein kleines „Fenster“ öffnete und einen Teil des sich dahinter verbergenden Bergmassivs freigab. Der Blick auf Pokhara und den See auf der anderen Seite war jedoch fantastisch. 


Wir drei unternahmen auch einen Ausflug zum tibetischen Flüchtlingslager und zur dazugehörigen Jangchub Choeling Gompa, in der wir uns das Chanting der Lamas anhörten. Mich erinnerte das Ganze an meine wunderschöne Zeit in Serlo und ich war so überwältigt von meinen Gefühlen, dass mir die Tränen kamen.  


Im tibetischen Camp kaufte ich mir endlich eine eigene „Mala“, die ich seither nur zum Schlafen abgenommen habe. Auch versuche ich, neue Mantras zu lernen.
Am Tag bevor der große Regen kam, der Pokhara tagelang nicht losließ, unternahm ich mit Kerstin eine schöne Wanderung „um den See“. Wir besuchten ein Kinderheim auf dem Weg und die Kinder dort waren einfach zum niederknien süß. 


Einer der Mitarbeiter nahm sich richtig viel Zeit, zeigte und erklärte und alles und wollte zur Abwechslung mal keine Spende. Er meinte, ihnen ginge es durch eine deutsche NGO, die sie unterstützt, sehr gut und wir sollen unser Geld lieber in andere, weniger gut gestellte Projekte stecken. Ich war wirklich angenehm überrascht von seiner Einstellung und auch vom gut geführten und organisierten Waisenhaus selbst. 

 
In meiner Zeit in Pokhara durfte ich noch ein weiteres Waisenhaus im Auftrag von medihimal besuchen. Dieses steht, im Vergleich zum gerade erwähnten, gar nicht gut da und sie brauchen dringend Unterstützung. Ich sollte mir ein Bild von der Lage dort machen und herausfinden, ob eine Spende dort sinnvoll genutzt werden könnte (was absolut der Fall ist). Außerdem sollte ich ein paar Taschen aussuchen, die dort per Hand hergestellt werden, damit medihimal das Waisenhaus durch den Verkauf der Handarbeiten auf dem Tollwood unterstützen kann. 

Die darauffolgenden Tage kam der große Regen. Es regnete fast ununterbrochen, eine dicke Wolkendecke lag über der Stadt und hielten mich dort „gefangen“, denn ich wollte nicht unbedingt nach dem tagelangem Dauerregen über die mir bereits bekannte und wahrscheinlich gefährlich durchweichte Bergstraße fahren und somit harrte ich geduldig aus. 

 
Nach einigen Tagen verzogen sich die Wolken und Kerstin, Frank und ich unternahmen eine Wanderung zur „World Peace Pagoda“ auf der anderen Seeseite, welche wir mit einem Boot erreichten. Auf dem See spiegelten sich an diesem Tag die weißen Wattewölkchen wieder.
Die Pagoda, die man über einen schönen, aber steilen Weg durch den Wald erreicht, ist ein Geschenk von Japan und von dort hat man einen wunderschönen Blick über den See, die Stadt und eigentlich auch die Annapurna-Bergkette (wenn sie nicht von Wolken verhangen ist). Wir haben mal wieder nur einen kleinen Bergzipfel gesehen. 


Nachdem ich ein paar Mantras gebetet hatte liefen wir auf einen kleine Hügel, auf  dem ganz viele Gebetsflaggen im Wind flatterten. Ich brachte auch wieder eine an und danach machten wir uns auf den Rückweg. Wir liefen auf einem anderen Weg zurück und kamen an den „Devi’s Falls“ vorbei. Dieser Wasserfall war wirklich sehr beeindruckend und auch extrem laut und reißend nach dem tagelangen Regen. 


Eigentlich hatten wir vor, die Nacht in Sarangkot zu verbringen um eventuell doch noch einen Blick auf die Annapurna’s werfen zu können, aber wir kamen recht spät und total erledigt von unserer Wanderung zurück ,sodass wir uns nur noch in unser „Stammlokal“, das Heman’s, setzten und uns das tolle Wolken- und Farbspiel um den See herum anschauten. 


Wir dachten, dass wir am nächsten Morgen ganz früh nach Sarangkot aufbrechen könnten, aber der Dauerregen, der die ganze Nacht und den darauffolgenden Tag beherrschte, machte uns einen Strich durch die Rechnung und wir verbrachten noch einen ganz relaxten Tag in Pokhara.

Bandipur


Kerstin und ich verließen Pokhara in wirklich strömendem Regen und nahmen einen frühen Bus nach Bandipur, ein museumartiges Newaristädtchen ca. 2 Stunden von Pokhara. Die Stadt selbst ist wirklich sehenswert. Sie wurde anscheinend nur für den Tourismus herausgeputzt und hat trotzdem einen ganz besonderen Charme. Außerdem war es absolut ruhig, weil es keine richtige Straße und daher weder Autos noch Motorräder gibt. 


Wir machten uns gleich nach der Ankunft auf um die Stadt zu erkunden und fanden ganz tolle Plätze wir zB einen Waschplatz etwas unterhalb des Dorfes, an dem nicht nur Körper und Kleider gewaschen, sondern auch die Frischwasservorräte aufgefüllt werden. Viele Frauen trugen das Wasser literweise nach Hause, denn die meisten Häuser dort haben kein fließend Wasser. Wir fanden auch einen ganz tollen Aussichtspunkt, von dem aus man auch die Annapurna’s  sehen könnte, sie waren aber mal wieder von Wolken verhangen. Der Ausblick über das Tal war aber trotzdem wunderschön.
Der nächste Tag war mal wieder verregnet und ich habe wirklich noch nie solche Sturzbäche eine Straße entlang fließen sehen. Der Tag war mal wieder sehr relaxt, wir kletterten nur auf einen kleinen Hügel in der Nähe, um die Aussicht zu genießen. 


Der darauffolgende Tag versprach aber richtig schön zu werden, und so war es auch. Wir unternahmen eine tollen Wanderung an einem zwar recht rutschigen aber wunderschönen Pfad entlang, der uns in ein richtig authentisches Newaridorf führte. Dort war uns, als wäre die Zeit stehengeblieben. Die Leute leben wirklich ganz einfach in Lehmhütten, abgeschottet von den meisten westlichen Einflüssen und weit entfernt von jeglichem (Straßen-)Lärm. Mir gefiel das Dorf ausnehmend gut, aber diesmal gefiel mir der Weg fast noch besser als das Ziel.


Es gab so viel zu sehen und entdecken, so viele unterschiedliche Insekten, Pflanzen und Gesteinsformationen und die Aussicht war einfach traumhaft.
Nach drei Tagen verließen wir die Museumstadt Bandipur und fuhren ins nahegelegene Gorkha.

Gorkha

 
Gorkha ist eine Pilgerstadt für Newars und der Geburtsplatz des Königs Prithvi Narayan Shah, der dort einen wichtigen Palast baute. Heute ist der Gorkha Durbar, der Geburtsplatz des Königs und Fort, Palast und Tempel in einem, eine wichtige Anlaufstelle für die Pilger. Wir besuchten diesen heiligen Platz natürlich auch und hatten sehr viel Glück, denn an genau diesem Tag waren viele Pilger mit Ziegen, Hühner und anderen Opfertieren unterwegs, um diese zu ehren der blutdurstigen Göttin Kali zu opfern. 


Zuerst mussten wir 1500 Stufen erklimmen. Auf dem Weg wurde alles verkauft, was man für die Opferrituale braucht: bunte Bänder, Früchte, Kokosnüsse, Wasser, Schiffchen mit Reis, Blumen, Joghurt und Farbe und einiges mehr. Oben angekommen beobachteten wir die Leute, wie sie geduldig mit ihren Tieren vor dem Tempel warteten, bis das Ritual begann.


In den verschiedenen Tempeln wurden Pujas abgehalten, bei denen die Frauen, Männer und Kinder ihre mitgebrachten Opfergaben und Räucherstäbchen verbrannten, Reis, Joghurt und Farbe mischten, die Statuen der Götter damit beschmierten und danach selbst eine Tika (Fleck auf der Stirn der das dritte Auge darstellt) von einem der Sadhus (Hinduprister) bekamen. Gegen halb zwei stellten sich die Leute mit ihren Opfertieren in einer Reihe auf, verschwanden im großen Tempel und zerrten die kopflosen Tieren wenig später wieder heraus. Den noch zuckenden Kadaver zogen sie dann ein paar Runden um einen im Hof stehenden Holzpfahl und trugen ihn dann zurück in die Stadt um ihn dort zu verarbeiten und zu verzehren. Der Boden um den Tempel herum klebte nach kürzester Zeit von tiefrotem Blut.
Ganz liebe Nepalis klärten uns ein wenig über die Rituale auf und wir fanden heraus, dass nur männliche, am besten junge Tiere geopfert werden. 


Das ganze Ritual klingt recht verstörend, aber dadurch, dass wir so nett aufgeklärt wurden und die Leute auch sehr lieb mit ihren Tieren umgegangen sind, fand ich es fast schon so natürlich, wie es für die Pilger war. Auch waren wir die einzigen Touristen an diesem Tag und ich war sehr überrascht, dass sich niemand von uns gestört fühlte, im Gegenteil begegneten uns die Leute mit einer natürlichen Neugierde. Das war nicht nur im Tempel so sondern auch in der ganzen Stadt. Überall begrüßten uns die Leute mit „Namaste“ und manche fragten und auch ein bisschen aus. Im Gegenzug erfuhren wir auch viel über sie und ihr Leben. 


Nach zwei erlebnisreichen Tagen in Gorkha machten Kerstin und ich uns auf nach Bkaktapur.

Montag, 11. Juli 2011

Nepal Teil 8: Roundtrip


As a happy person, you radiate happiness to the world.
Visualize your light radiating throughout the world,
passing from person to person until it encircles the globe.

Rafting und Chitwan National Park

Der Raftingtrip startete frühmorgens mit einer Busfahrt Richtung Pokhara. Nach ca. 3 Stunden erreichten wir den Einstiegspunkt am Trisuli River. Die Guides wartete bereits am Wegrand mit dem Boot und dem ganzen Equipment. Neben uns waren noch zwei israelische Herren dabei, die sich die ganze  Zeit über angeregt unterhielten – auch auf dem Raft. Das Rafting selbst war recht gemütlich, der Fluss war meistens eine Stufe 2, manchmal eine 3 aber definitiv nicht zu vergleichen mit dem „Rio Torro“ in Costa Rica. Was die Fahrt doch recht interessant machte war der Nebel, der sich aufgrund des schlechten Wetters wie ein Schleier über den Fluss legte. Die Landschaft und der Fluss selbst wirkten deshalb richtig mystisch. Nach guten 4 Stunden endete unsere Fahrt und Martin und ich bezogen unser Nachtlager in einem Zelt am Rande des Flusses.   


Da es dort überhaupt kein Licht gab, gingen wir sehr früh schlafen, die Nacht wurde allerdings recht ungemütlich, erstens wegen des Dauerregens, zweitens wegen dem nicht nachlassendem Strom von Lastwagen, die direkt an uns vorbeibrausten und drittens wegen der vielen Moskitos, die uns bei lebendigem Leib auffraßen. Der nächste Tag begann mit wunderschön klarem Himmel und Sonnenschein. Diesmal waren 3 weitere Teilnehmer in unserem Boot und ein ganzes Boot mit einer Gruppe Franzosen dabei.

Der Fluss war etwas ruhiger als am Vortag und weil es so heiß war sprangen wir alle absichtlich in die kühlen Fluten. Nachmittags wurden wir alle auf verschiedene Busse verteilt, die einfach am Straßenrand aufgehalten wurden. Martin verließ mich dort und stieg in einen Bus der zur indischen Grenze fuhr. Die Gruppe Franzosen mussten zurück nach Katmandu und durften auf dem Dach eines Busses mitfahren – ich war anfangs ganz neidisch, denn ich musste noch recht lange auf meinen Bus in den Chitwan Nationalpark warten und dann durfte ich innen, eingequetscht zwischen der Frontscheibe, einem älteren Herren der andauernd aus dem Fenster spuckte, einem kleinen Jungen und ein paar Taschen, mitfahren. Nach einiger Zeit stellte ich aber fest, dass es im Inneren wohl doch sicherer war: wir kamen an vielen Unfällen vorbei bei denen Busse und Lastwagen entweder im Graben neben dem Berg umgekippt sind oder den Abhang auf der Flussseite herunter gestürzt sind. Ich war heilfroh, als wir im Terai (Flachland Nepals) angekommen sind, obwohl es dort wirklich brütend heiß war.
Ich wurde von der Bushaltestelle von einem Mitarbeiter des Hotels, in dem ich übernachtete, abgeholt und durfte bepackt mit meinen zwei Backpacks auf seinem Motorrad mitfahren.
Im Chitwan Nationalpark, der allerdings zum UNESCO Weltnaturerbe gehört, machte ich erst eine Kanufahrt und danach eine Walkingtour. Ich sah Kraniche, ein Krokodil, einige wunderschöne Kingfisher, ein Nashorn im Wasser, ein paar Affen und Unmengen „Cotton-Bugs“.


Bei der Walkingtour, die uns u.a. durch meterhohes Gras führte, sahen wir bis auf ein paar Affen keine wilden Tiere und ich war sehr froh darüber. Ich hatte eigentlich keine Lust, einem wilden Nashorn zu begegnen. Am Ende der Tour erzählte uns unser Guide, dass vor ein paar Tagen ein Freund von ihm von einem wilden Elefanten, den er im hohen Gras nicht gesehen hatte, getötet wurde.

Uns ist Gott sei Dank nicht viel passiert, obwohl einer der Teilnehmer einen unbeabsichtigten Rückwärtssalto einen Abhang runter machte. Sein Sturz wurde von ein paar Büschen abgefedert und er trug dabei nicht viel mehr davon als ein dreckiges Shirt und eine coole Story.  
Das klingt jetzt viel aufregender als es in Wahrheit war. Vor allem war es einfach nur unerträglich heiß.
Nachmittags machten wir eine Elefantensafari, bei der wir einige Nashörner, einen Hirsch und ein paar Rehe sahen.

Abend sah ich einen interessanten Kulturtanz, bei dem erstens nur Männer tanzten, trommelten und sangen (auch beim „Brauttanz, bei dem ein langhaariger Nepali als Frau verkleidet den Part der Braut übernahm) und zweitens fast immer Holzstäbe benutzt wurden.
Am nächsten Morgen besuchte ich eine Elefantenaufzuchtstation bevor ich nach Lumbini aufbrach. Mir wurde erzählt, dass ein wilder Bulle die Station regelmäßig besucht, um die 6 Elefantenkühe zu befruchten. Es waren viele junge Elefanten dort, auch ein ganz kleiner, 1 ½ Monate alter Elefant und ein Zwillingspärchen, was anscheinend bei Elefanten extrem selten ist.

Nach diesem schönen Ausflug brach ich auf nach Lumbini – der Geburtsstätte des Buddha.

Freitag, 1. Juli 2011

Nepal Teil 7 Goodbye Serlo – Hello Katmandu




When one door closes, another opens;
but we often look so long and so regretfully upon the closed door
that we do not see the one that has opened.

Der Abschied von Serlo viel mir richtig schwer. Ich hatte trotz innerer Unruhe überhaupt keine Lust, das Kloster und die Lamas zu verlassen. Das schlechte Wetter an unserem Abreisetag und mein Gesundheitszustand (ich hatte Schnupfen, einen trockenen Husten und keine Stimme) trugen nicht gerade zu meiner Stimmung bei, aber mir war auch bewusst, dass ich nicht für immer in Serlo bleiben konnte.
Die Lamas gaben uns fast alle eine Khata und von ein paar besonders lieben, neuen Freunden bekam ich noch ein besonderes Abschiedsgeschenk wie eine selbstgebastelte Karte oder ein buddhistisches Bild. Ich hatte einigen Lamas, die ich sehr lieb gewonnen hatte, bereits am Vortag ein paar Geschenke und Briefe gegeben.


Bepackt mit vielen Khatas und wunderschönen Erinnerungen brachen wir mit Porter Kumar, der meinen Backpack trug, auf. Zuerst mussten wir einen Pass rauf, dann ging es eine ganze Strecke gerade und dann immer schön steil nach unten. Wir erreichten unseren Zwischenstopp Kinja nach guten 9 Stunden Fußmarsch. Dort verbrachten wir die Nacht und wollten am nächsten Morgen früh weiter nach Shivalaya. Leider stellte Martin fest, dass er seine Jacke plus Kamera verloren hatte und lief daher zusammen mit Kumar noch ein Stück den Weg ab, den wir gestern gekommen sind – leider ohne Erfolg. Mich störte die kleine Unterbrechung nicht wirklich, mir ging es an diesem Morgen nämlich noch schlechter als am Vortag. Wir brachen trotzdem recht verspätet nach Shivalaya auf.
Leider hatte mir niemand gesagt, dass es hauptsächlich steil nach oben geht. Der Weg war recht kräftezehrend und am Ende wollte ich es einfach nur noch hinter mich bringen. Ich war sehr froh als wir nach fast 9 Stunden ankamen und wollte einfach nur noch eine  warme Dusche, die es Buddha sei Dank auch gab. 


Den restlichen Weg nach Katmandu legten wir mit einem Bus zurück. Mir war wirklich alles lieber als Laufen, daher fand ich die Busfahrt gar nicht so übel. Ehrlich gesagt ist die Strecke aber ganz schön holprig und sehr kurvig und absolut nicht gemütlich. Ich wurde durchgeschüttelt wie ein Martini-Cocktail. 


Nach 2 Tagen laufen und einem Tag fahren kamen wir in Katmandu an, wo wir uns in Thamel ein Hotel suchten. 
Martin war nach der Zeit in Serlo absolut Alkoholreif und so genehmigten wir uns zuallererst einen Cocktail. Wir trafen ein paar Leute, die er Indien kennen gelernt hatte, ganz zufällig und verabredeten uns für den nächsten Tag mit ihnen. Nach einer kleinen Shopping- und Sightseeingtour  trafen wir uns mit Ngima, einem Mitarbeiter von medihimal, und seiner Frau, da wir noch ein paar Kinder und Lamas in Katmandu besuchten mussten. Ngima half uns, fast alle ausfindig zu machen. 


Wir verbrachten einen Tag damit, kreuz und quer durch Katmandu in Lokalen Bussen zu fahren, um sie alle zu finden. Die Busfahrten war absolut stark und obwohl manche recht lang waren, ein tolles Erlebnis.  Auf den Bussen steht grundsätzlich kein Ziel, daher wird das andauernd von einem Typen, der halsbrecherisch aus der offenen Bustüre heraushängt, schreiend mitgeteilt und dann wird der Bus bis auf den letzten Millimeter vollgestopft.
Am Schluss machten wir in Boudha halt, wo sich auch die berühmte Bodanat-Stupa befindet.
Rinchen gab mir die Nummer von einem guten Freund von ihm, der auch mal in Serlo gewesen ist und jetzt in Varanasi studiert. Ragbha war gerade in Semesterferien in Katmandu und wir verbrachten einen wundervollen Nachmittag und Abend zusammen mit ihm, seinem Bruder und Freunden (die auch alle Lamas sind). 


Die Bodhnat-Stupa war auch fantastisch zu besuchen. Sie ist die bisher größte Stupa, die ich gesehen habe und auch die meistbesuchte. Ganz viele Leute drehten ihre Runden außen um die Stupa herum, drehten die Gebetsräder am Rand, beteten Mantras oder unterhielten sich einfach nur. Im Inneren der Stupa wurden interessante Rituale abgehalten. Viele Gläubige führten ein Gebetsritual durch, bei dem man die Hände zum Gebet gefaltet über den Kopf führt, dann zum Hals und zum Herz, dann Kniet man sich auf ein längliches Holz, packt die Hände in eine Art Handschuh und rutsch somit der Länge nach Vorne, bis man komplett ausgeschreckt auf dem Holz liegt. Dann geht es wieder zurück und der Prozess wird wiederholt. Ich habe dieses Ritual bereits oft in Junbesi in der Gompa beobachten können, aber er wurde höchstens drei  Mal wiederholt. Hier wirkte es eher wie ein Sport und die vielen Praktizierenden wiederholten ihn bis zur Erschöpfung. 


Auch wurden in kleineren Gruppen oder alleine gechantet oder Mantras gesprochen, manche hängten Gebetsflaggen oder Khatas auf und manche saßen einfach nur da oder drehten ihre Runden um das Heiligtum. Rabgha versuchte mir alles so gut wie möglich zu erklären.
Im Inneren der Stupa soll sich allerdings ein Stück Knochen des Skeletts von Siddhartha „the Buddha“ befinden.
Wir drehten viele Runden um die Stupa und fuhren erst  weit nach Sonnenuntergang zurück nach Thamel. An unserem letzten Tag in Katmandu fuhren wir nochmal nach Boudha, um die allerletzten Patenkinder zu treffen. 


Nach getaner Arbeit ließen wir ein paar Geschenke für Rinpoche und die Serlo-Lamas in Rinpoche’s Appartement und brachten selbst ein paar Khatas und Gebetsflaggen bei der Stupa an. 


Danach streunten wir ein bisschen durch das sehr belebte Zentrum Katmandus. Irgendwie schien jeder unterwegs zu sein, denn es war Samstag (der „Feiertag“ in Nepal). Wir erledigten noch ein paar letzte Dinge und gingen früh schlafen, denn am kommenden Tag verließen wir Katmandu um 2 Tage Rafting zu gehen. Danach würden sich unsere Wege trennen.