Donnerstag, 21. Juli 2011

Nepal Teil 9: Letzte Schritte




Life does not consist mainly, or even largely, of facts and happenings.
It consists mainly of the storm of thought that is forever flowing through one’s head.



Bhaktapur, Namobuddha und Thanka painting
Nach einer anstrengenden Busfahrt erreichten Kerstin und ich spät abends das wegen eines Stromausfalls stockdustere Bhaktapur. Ich konnte die Schönheit der alten UNESCO Weltkulturstadt daher nur schemenhaft erahnen.
Im Shiva Guesthouse lief uns Frank in die Arme, der ganz zufällig zur gleichen Zeit wie wir aus Pokhara ankam. 


Insgesamt verbrachten Kerstin, Frank und ich sieben Tage in der wundervollen Newaristadt. Es gab unglaublich viel zu entdecken und wir ließen uns viel Zeit, die Stadt auf uns wirken zu lassen.
Am interessantesten ist wohl das morgendliche Ritual der Newarifrauen: früh morgens laufen die Damen der Stadt (von ganz jung bis ganz alt) mit einem Tablett voller Opfergaben wie Früchte, Süßigkeiten, Reis, Joghurt etc von Tempel zu Tempel um ihren persönlichen Familiengott zu Ehren. 


An manchen kleineren Tempeln wird die Shiva-, Vishnu-, Ganesh- oder Kalistatue (o.ä) nur kurz berührt und ein wenig Reis verstreut, in den großen Haupttempeln wird eine aufwendigere Puja abgehalten und das gesegnete Essen wird nach dem Ritual zu Hause von der gesamten Familie verspeist. Außerdem wird jeden Morgen der „Hausstein“, der sich vor jedem Wohnhaus befindet, geehrt, mit Farbe beschmiert und mit Blumen verziert. 


An einem bestimmten Tag des Monats wird eine sehr aufwendige und wichtige Puja zu Ehren Pashupatinat’s (Nepali-Shiva) abgehalten. Dieses Ritual findet an einem großen Tempel statt und so gut wie alle Damen der Stadt stellen sich in einer langen Reihe auf (und bekommen sogar eine Nummer von einem Beamten zugeteilt) um, eine nach der anderen, den großen Gott zu ehren.


An jeder Ecke und Nische findet man Tempel, Statuen und Stupas. Es ist ein wundervolles Gemisch aus newari-, hindu- und buddhistischer Kultur.  Man kann den ganzen Tag die Einwohner der Stadt beobachten wie sie ihre Religion in ihren gewöhnlichen Tagesablauf einbauen und es wirkt ganz natürlich. Die Leute berühren flüchtig eine Statue und führen danach ihre Hand drei Mal von Herz zu Stirn oder sie lassen kurz ein paar Blumen und Räucherstäbchen vor oder in einem Tempel.
Auf dem Bhaktapur Durbar Square trifft sich, vor allem abends, jung und alt. Die Leute sitzen in Grüppchen vor den Tempeln, ratschen und schlecken das leckere Kulfi (gefrorener Joghurt mit Nüssen und Rosinen). Vor einigen Tempeln treffen sich jeden Abend Gruppen von Männern, die dort heilige Musik mit Ratschen, Schellen und anderen metallischen Instrumenten machen. 


Auf dem Pottery Square werden hunderte von Tonvasen und –schalen gebrannt und in der Sonne getrocknet.
Einige Tempel haben Schutzstatuen auf den Treppen wie zB sogenannte „Wrestler“, Elefanten und Drachen.
An allen typischen Nepalitempeln befinden sich wunderbare Holzschnitzereien, natürlich auch wieder erotische (an einem Tempel sogar ganz niedliche mit Tieren!). 


Eines der aufwendigsten und schönsten Beispiele der nepalischen Schnitzkunst ist wohl das „Pfauenfenster“, welches sich an einem gewöhnlichen Haus in einer Seitengasse befindet.


An einem Tag traf ich zufällig Anub, einen ganz lieben Nepali den ich in Pokhara kennen gelernt hatte. Anub macht gerade eine Ausbildung zum Tourguide und Frank und ich bekamen von ihm eine ganz persönliche Stadtführung – umsonst! Auf der Tour lernten wir einiges mehr über die Kultur und die Geschichte der Stadt, wir besuchten den „Palast der 50 Fenster“, welchen der frühere König bewohnt hatte, und wir fanden einen riesigen Shivalinga. Ein Shivalinga ist allerdings ein Fruchtbarkeitssymbol und stellt im übertragenen Sinn den Penis Shivas auf der Vagina seiner Gefährtin dar. Dieses Symbol findet sich allerdings auch überall im „prüden“ Indien!


In Bhaktapur gibt es auch recht viele „Thanka Malschulen“, die sehr schöne, aufwendig gezeichnete Gemälde von Mandalas, buddhistischen Gottheiten, dem „Rad des Lebens“ uvm verkaufen. Ich dachte auch darüber nach, eines zu kaufen, entschloss am Ende aber mir selbst eines zu malen. Selber machen ist vielleicht nicht ganz so schön aber es macht auf jeden Fall viel mehr Spaß. Ich hatte einen fantastischen Lehrer, der mich meine Ideen umsetzen ließ und mir absolut großartige Hilfestellung beim Malen gab. Durch ihn wurde mein ganz persönliches Thankagemälde kein riesiges Desaster sondern, meiner Meinung nach, ganz passabel. 


Auf dem Gemälde sieht man ganz persönliche Erinnerungen an meine wunderbare Zeit in Nepal, die ich darin verewigt habe. Die ganze Malerei dauerte vier Tage, an denen ich jeweils 8 Stunden malte.
Unterbrochen wurde die Malerei nur durch einen kurzen Ausflug nach Namobuddha, wo ich eine Nacht verbrachte.
Die Busfahrt nach Namobuddha war meine bisher erlebnisreichste. Wir saßen die ganze Fahr über auf dem Busdach, eingequetscht zwischen vielen Nepalis. 


Das Busdach war mindestens so voll wie das Businnere. Der Weg ging immer Bergauf und irgendwann wurde aus der gut geteerten Straße eine Matschstraße, in der der Bus dann irgendwann stecken blieb. So stiegen wir allem vom Busdach, liefen eine Weile und stiegen irgendwann wieder auf – noch schlimmer eingequetscht als vorher.

Namobuddha ist einer der drei wichtigsten buddhistischen Pilgerorte Nepals (die zwei anderen sind Lumbini und die Boudhnat-Stupa) und man findet neben einer Stupa zu Ehren des „Buddha of Compassion" einige Klöster, viele kleine Stupas und tausende Gebetsflaggen, die eifrig im Wind flattern und ihre guten Wünsche und Gebete auf der ganzen Welt verteilen.

Wir übernachteten in der Thrangu Tashi Yangtse Gonpa, einem riesigen Kloster oberhalb Namobuddhas, aßen mit den Mönchen, drehten die vielen Gebetsräder und hängten selbst ein paar Gebesflaggen auf. Ich bekam endlich wieder das leckere „Sherpa Stew“ und leider auch nochmal „Buttertee“, welcher meinen Magen rebellieren ließ. 

Außerdem sah ich an diesem ganz besonderen Ort zum ersten Mal die gesamte Everest-Bergkette!
Somit hatte sich der Ausflug mehr als gelohnt.

Frank begleitete mich nach Panauti, wo wir eine kleine Chanting-Session miterleben durften.
Ich nahm von dort aus einen Bus zurück nach Bhaktapur um mein Gemälde fertigzustellen.
Von Kerstin und Frank musste ich mich nach drei Wochen verabschieden. Den beiden gefiel es so gut in Namobuddha, dass sie noch ein paar Tage länger bleiben wollten.


Nach Fertigstellung meines Gemäldes zog ich an meinem letzten Tag in Nepal nochmal um nach Boudha. Dort fand ich ein tolles Hotel mit Meditationsraum und Blick auf die Stupa. Ich traf zwei sehr interessante Nepalis, die mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise bewegten und meinen letzten Tag zu einem wunderschönen Erlebnis machten: als ich meine Runden um die Stupa drehte sprach mich Prajesh an und lud mich nach einer kurzen Unterhaltung ein, mit ihm nach Pashupatinat zu kommen. Ich war eh schon ganz traurig, dass ich diesen wichtigen Tempel nicht besucht hatte und so fuhren wir in strömendem Regen auf seinem Motorrad zu dem Tempel und beobachteten ein wunderschönes Lichterfest mit Tanz und Musik. In Pashupatinat gibt es auch „Burning Ghats“ wie in Varanasi, aber die Anlage ist tausendmal schöner und angenehmer.
Danach lud mich mein neuer Freund zu sich nach Hause ein, ich bekam einen Tee und eine trockene Hose von ihm, lernte seine Familie kennen und wurde anschließen auch noch zu einem ganz besonders leckeren Dhal Bhat eingeladen, welches das perfekte Abschiedsessen war.
Im Hotel unterhielt ich mich dann noch bis spät in die Nacht mit dem Yoga- und Meditationslehrer des Hotels und dieses Gespräch war überaus bereichernd und erleuchtend für mich.

Nach diesen Begegnungen viel mir der Abschied von Nepal nur noch schwerer. Aber meine drei Monate in diesem fantastischen Land waren um und ich freue mich auf das nächste Kapitel meiner Reise und auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts in THAILAND!


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