Donnerstag, 16. Juni 2011

Nepal Teil 2: Klosterleben



In a perfect secluded place, a mountain hermitage,
Everything one does is good!



Nach 4 Tagen in Nepals Hauptstadt flog ich mit einer winzigen Maschine nach Phablu in den Solu Khumbu. Sonam begleitete mich durch das Durcheinander am Flughafen und ich schaffte es irgendwie in den richtigen Flieger zu steigen. In der Maschine hatten etwa 20 Personen Platz und  es gab trotzdem eine Flugbegleiterin die Wattebällchen und Bonbons verteilte. 


Die Aussicht war gigantisch – die Landung sehr holprig und abenteuerlich.
In Phaplu wurde ich von einem Freund von Sonam abgeholt und wartete auf meinen Porter. Der arme Kerl musste meinen 16 Kilo Backpack über 4 Stunden lang nach Serlo schleppen. Ich selbst schleppte meinen 7 Kilo Daypack, und dieser war mir bereits zu schwer. 



In Phablu probierte ich allerdings den ersten von vielen Buttertees. Dieser Tee wird in einem speziellen Gerät aus (Yak)Butter, Salz und Wasser gemixt und schmeckt – naja – gewöhnungsbedürftig?!
Ich erfuhr später, dass wir einen längeren und steileren Weg nach Serlo gelaufen sind - besonders am Ende, als wir eine steile Wiese erklommen kam ich mir vor wie eine Bergziege und war am Ende meiner Kräfte. Wie der Porter es schaffte, mit dem schweren Backpack da hoch zu kommen weiß ich nicht. 


Unterwegs kamen wir durch einige kleine Dörfer und ich stellte fest, dass die Sherpas schwere Lasten an einem Gurt befestigen, den sie sich dann über die Stirn legen.
Irgendwann entdeckte ich einen laufenden Heuhaufen, der sich als Frau entpuppte, die unter dem ganzen Heu, dass sie trug, gar nicht zu erkennen war.


In Serlo  angekommen bekam ich zuerst ein tolles Zimmer mit fantastischem Ausblick auf Mount Numbur, einen Milchtee und eine einigermaßen warme Dusche. 


Serlo ist allerdings ein Tibetisch-Buddhistisches Lehrkloster.
Ich lernte Ria und Roger (ein älteres Ehepaar aus Australien) und Eberhard (ein waschechter Hippie, Deutsch-Schweizer, Professor und extrem intelligenter Mann) kennen. Die 80 Mönche (die meisten davon sind zwischen 10 (oder jünger) und 19 Jahre alt) lernte ich auch nach und nach kennen, aber deren Namen werde ich mir wohl nie merken.
Rinpoche sah ich erst zum Abendessen.
Ria ist eine echte Englischlehrerin für Hauptschüler in Rente und ich schaute mir bei ich ab, wie man unterrichtet.
Die jungen Mönche sind wirklich sehr lieb und absolut wohlerzogen, ihr Englisch ist allerdings unterdurchschnittlich und es ist harte Arbeit, ihnen die Sprache beizubringen. Ria versucht  es auf die spielerische Art und lässt sie auch am Anfang der Stunde ein paar Spiele spielen. Leider verstehen sie die Regeln für die meisten spiele nicht. Gemeinsam schafften wir es aber,  ihnen ein paar  neue Spiele zu erklären.

Das  Essen wird von den Mönchen auf einer typisch nepalischen Kochstelle zubereitet. 


Es sind einfach Mahlzeiten und auch nicht sehr nahrhaft aber sie machen satt und sind meistens aus recht lecker.  Ich hatte aber fast immer nach ein paar Stunden wieder einen Bärenhunger.
Morgens gab es Pfannenkuchen oder Apfelkuchen (der aber eher Apfelschmalzgebäck war), Tsampa (das traditionelle tibetische Frühstück aus gerösteter Gerste oder anderem Getreide und Milchtee), eine andere Getreideart die ein bisschen wie Haferflocken aussieht und schmeckt (auch mit Milchtee), Gemüsekuchen (auch da wieder eher Schmalzgebäck) oder Fried Rice.
Mittags gab es eigentlich immer Daal Bhaat (Daal = Linsen und Bhaat = Reis) mit Kartoffeln, (manchmal zum Reis und manchmal in der Suppe, die man dazu isst). Ab und zu gab es auch ein Spinat-, Karotten- oder Selleriegemüse dazu. Daal Bhaat ist das typische Essen in Nepal und wird mindestens ein Mal täglich verzehrt.
 Abends gab es mal Eintopf mit Bohnen, Linsen, Kartoffeln, Mais und ein klein bisschen Gemüse oder Nudelsuppe (eig. Nudeln in Wasser mit ein bisschen Gemüse), Momos und Suppe, Sherpa-Stew, Kartoffelpfannkuchen mit Butter und Salz, Chowmein (gebraten Nudeln) oder eine Art Tsampa mit Wasser gemischt und dazu eine Kräutersuppe (und das ganze schmeckt wirklich total fad).
Die Hauptnahrung hier im Solu Khumbu ist definitiv Reis und Kartoffeln, Kartoffeln und Reis und noch mehr Reis und Kartoffeln.


An meinem zweiten Tag im Kloster hatten die Mönchen keinen Unterricht, weil sie Holz schleppen mussten und Ria, Roger und ich gingen zusammen in ein 2 Stunden Fußmarsch entferntes Kloster in dem hauptsächlich tibetische Nonnen leben. Es heißt Thubten Choeling. Die Nonnen schenkten uns viele Bonbons und gaben uns ein gebäckähnliches Teilchen zu essen, dass irgendwie merkwürdig süßlich aber trotzdem nach saurer Milch schmeckte und die Konsistenz von Parmesan hatte. 


Danach nahmen wir an einer Puja für einen alten, kürzlich verstorbenen Mann, teil und bekamen wieder Buttertee.  Da der Buttertee für die Nepalis wie Gold ist (denn Butter ist rar und teuer) habe ich ihn höflichkeitshalber ausgetrunken.
Die verstorbenen werden 21Tage im Haus behalten. So lange braucht ihre Seele um den richtigen Weg zu finden. Danach wird die Leiche zeremoniell verbrannt.
Wir besuchten auch einen Arzt in der Krankenstation Nahe Junbesi und kehrten schließlich Fuß in das Namaste Guesthouse ein, in dem wir Pommes , Käse-Momos und Snickerpie hatten. Nach dem recht eintönigen Essen im Kloster wirklich eine Gaumenfreude. 


Junbesi ist nur 20 Minuten von Serlo entfernt, der Weg nach oben ist aber recht steil.
Straßen gibt es hier weit und breit nicht, ich erfuhr, dass kranke entweder zur Krankenstation oder, wenn ihnen dort nicht geholfen werden kann, nach Phaplu getragen werden, um von dort aus mit dem Flugzeug nach Kathmandu ins Krankenhaus transportiert zu werden.

Nachdem ich 10 Tagen in Serlo war kam Martin, ein weiterer Volunteer von medihimal, an. Wir sollten die Mönche zusammen unterrichten und die Patenkinder von medihimal besuchen.
Martin kommt zufälligerweise aus Augsburg, ist 27 Jahre alt, hat gerade sein Lehramtstudium  beendet, war vor Nepal auch in Indien und ist ein sehr umgänglicher Mensch. Wir verstanden uns auf Anhieb.

Randbemerkung: 

Ich stelle täglich aufs Neue fest, dass Nepal für mich ein einziges „über-meinen-eigenen-Schatten-springen“ ist, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Ich trinke immer noch nicht gerne aber dennoch Butter-Tee wenn er mir angeboten wird, ich esse Reis mit Kartoffeln (und finde es überhaupt nicht so schlimm) und aus Fett ausgebackene Apfelkuchen, ich mache bei diesen merkwürdigen, für mich sinn- und bedeutungslosen, Glaubensriten mit (u.a. Mantras beten oder von einem hohen Lama gesegnet werden), ich lasse auch mal eine Dusche ausfallen wenn das Wasser einfach zu Eiskalt ist zum Duschen und wechsel vielleicht nur alle 2 Tage meine Socken weil alle nass auf der Leine hängen.

Obwohl ich alle Mönche sehr lieb gewonnen habe (vor allem die kleinen) habe ich mich doch mit Rinchhein von Anfang an am besten verstanden. Ich habe mich bei keinem so wohl gefühlt, manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass wir uns schon Jahrelang kennen. Wegen ihm hatte ich immer das Gefühl, zu Hause zu sein. Wir redeten manchmal stundenlang nach dem Abendessen, entweder draußen oder in seinem oder meinem Zimmer.
Während des Dumji und auch Vajra Gurus hat er sich grundsätzlich rührend um mich gekümmert, hat sich bemüht, mir alle meine Fragen so gut es geht zu beantworten etc.
Umso mehr ich über Buddhismus und Reinkarnation lernte könnte ich mir sogar vorstellen, dass wir uns aus einem früheren Leben her kennen. Aber das ist jetzt vielleicht ein bisschen weit hergeholt. Ich habe in ihm jedenfalls einen wunderbaren neuen Freund gefunden. 


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