Freitag, 27. September 2013

Farmarbeit in Victoria

   74 Tage in Hill'n'Dale Farm Cottages

Like the legend of the phoenix
All ends with beginnings
What keeps the planet spinning
The force from the beginning





Like the legend of the phoenix
All ends with beginnings
What keeps the planet spinning
The force of love beginning

-Daft Punk, Get Lucky-

Nach meinem ersten Farmarbeit-Versuch in Queensland und einer tollen Woche unter Freunden in Cairns flog ich nach Victoria, am andere Ende Australiens, um dort den Job meines guten Freundes Michi zu übernehmen. Ich denke ich sollte an dieser Stelle kurz erklären, warum ich die Farmarbeit überhaupt machen muss: Um ein zweites Working Holiday Visum für ein Jahr für Australien zu erhalten, muss man währen des ersten Jahres insgesamt mindesten 88 Tage auf einer Farm gearbeitet haben. Es zählen allerdings nur Farmen in bestimmten Postleitzahlengebieten in Australien, die alle in "ländlichen" Gegenden liegen. Ich hatte Glück, denn Hill'n'Dale Farm Cottages ist nur ca. 2 Stunden von Melbourne und nur 20 Min von einer kleinen Stadt (Healsville) entfernt, es ist also nicht so sehr abgeschieden. Nach 88 Tage stellt man einen Antrag (im Internet) und bekommt dann hoffentlich das 2te Jahr Working Holiday Visum.
Da ich bereits 26 Tage in Queensland abgearbeitet hatte, brauchte ich "nur" noch 62 Tage in Victoria, die ich aber freiwillig überschritt.


Hill'n'Dale ist ein wunderschönes fleckchen Erde inmitten von Farnen, Bottletrees, Eukalyptus- und Haselnussbäumen. Es gibt insgesamt ein Haupthaus (in dem ich wohnte) und 4 Ferienhäuser, ein paar Hühner, 2 Alpakas, 2 Schafe, 2 Ziegen und einen riesigen Haselnussgarten.


Um einen überblick über das Anwesen zu bekommen, hier der Link zur Homepage:



Meine Aufgabe bestand darin, mich um das Anwesen, die Tiere, die Häuser und vor allem den Haselnussgarten zu kümmern, da die Besitzer selten bis gar nicht da waren. 
Die Arbeit war selbstständig, eingeniniziativ, machte viel Spaß und war somit das Gegenteil von meiner ersten Erfahrung ;).
Leider war während meiner Zeit hier "unten" Winter in Australien und es war manchmal wirklich bitterkalt, ab und zu hagelte es sogar und der höchste Berg in der Gegend hatte Schnee. Ich fror fast immer wie ein Schneider, vor allem während meiner Arbeit draussen.
Immerhin gab es im Haus einen Ofen, mit dem ich fast jeden Tag einheizte. Das hieß aber auch, dass ich erstmal lernen musste, wie man überhaupt ein Feuer in einem Ofen macht, ich musste für Feuerholz sorgen und ich lernte, wie man Anmachholz herstellt und richtig benutzt.
Für das Hacken und Stapeln des Feuerholzes war aber zum Glück mein Kollege Andrè verantwortlich.
Andrè, ein junger Italiener, machte wie ich die Farmarbeit für sein 2tes Jahr Visum in Hill'n'Dale.



Wir beide arbeiteten hier für Essen und Unterkunft. Die Besitzerin, Lara, brachte uns ständig frische Lebensmittel, die wir uns über sie bestellen konnten, und damit versorgten wir uns selbst.

Das Haupthaus ist riesig groß und schön eingerichtet, jeder von uns hatte sein eigenes Zimmer, es gibt eine voll ausgestattete Küche, ein Wohnzimmer mit Laufband und Crosstrainer, einem riesigen Fernseher mit Dolby Surround System, Nintendo Wii etc... uns fehlte es wirklich an nichts.



Die ersten 10 Tage in Hill'n'Dale verbrachte ich mit Michi.


Er führte mich in das Leben auf der Farm ein, zeigte mir wo alles ist, wie man ein Feuer macht und wie man mit dem "Gator", ein Nutzfahrzeug mit 6-Rad-Antrieb, fährt.



Wir arbeiteten in der Zeit viel zusammen, kochten ein paar Deutsche Spezialitäten wie Schnitzel, Fleischpflanzerl oder Michi's "Schmarrn", machten viele Videoabende, eine Weintour im Yarra Valley (ein Weinanbaugebiet in Victoria und DIE Attraktion hier in der Gegend),  wir fuhren zusammen nach Melbourne zum Sightseeing und um ein "Deutschtreffen" mit Jeannine zu besuchen. Jeannine ist eine gebürtige Deutsche, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Australien lebt und noch (oder wieder?!) recht gut Deutsch spricht.



Mit Jeannine freundete ich mich ganz gut an und unternahm manchmal etwas mit ihr nachdem Michi mich und Australien verließ.



Ich ging mit ihr zB. nochmal nach Melbourne zu diesem Deutschtreffen. Dort treffen sich nicht nur Deutsche sondern auch Australier, die aus irgendeinem Grund Deutsch sprechen. Ich fand es einerseits ganz lustig aber andererseits auch etwas merkwürdig. Vielleicht vermisse ich das Deutschsprechen einfach nicht genug, um es dort wirklich zu genießen....
Die Singleparty, zu der mich Jeanninen einmal schleppte, war schon viel lustiger, aber ich kam mir Anfangs wie auf einem Viehmarkt vor.
Es war aber immer schön mal was anderes zu sehen als die Farm und ich kam bereitwillig überall hin mit! 
Jeannine kam auch ab und zu auf der Farm vorbei und wir schauten Filme und manchmal gingen wir zu einer Quiznight in einem australischen Pub ganz in der Nähe.



Abgesehen davon und ein paar Schwimmbadbesuchen oder Einkaufstouren nach Healsville oder Lillydale war ich die ganze Zeit auf der Farm.
Man kann sich sicher vorstellen, dass mir nach 2 Monaten die Decke auf den Kopf fiel und ich unbedingt wieder weg wollte.
Immerhin hatte ich meinen großen "Roadtrip" immer vor Augen. Michi ließ mir nämlich seinen Campervan hier und Andrè und ich wollten damit nach dem Ende seiner Farmzeit die Ostküste hochfahren.



Auch wenn mich vor allem kurz vor der Abreise das Reiserfieber packte, hatte ich eine großartige Zeit in Hill'n'Dale.
Ich lernte mal wieder so viel Neues und ich sah viele Tiere in freier Wildbahn. Vor allem die drei Wombats haben es mir angetan, denn diese Tiere wollte ich schon immer sehen. Sie liefen mir zwar nicht oft über den Weg, wenn sich unsere Wege aber kreuzten konnte ich gar nicht genug von den putzigen Tierchen bekommen! Einmal hatten Andrè und ich sehr viel Glück und wir konnten tolle Bilder von einem der scheuen Beuteltiere machen.



Abgesehen von Wombats trieben sich Wallabys, Kängurus, Rehe, ein Fuchs (diesen habe ich leider nie gesehen, aber ich weiß dass es ihn gibt denn an ihn habe ich eines der Hühner verloren), Opossums, viele Papageien, Kakadus und die lustigen Kookaburras (auch Lachender Hans genannt) auf der Farm herum.



Einmal durfte ich für ein paar Tage auf den kleinen Hund von Lara aufpassen und das war ganz toll. Der kleine Feger war auf jeden Fall eine Abwechslung im Farmalltag.



Leider hatten wir auch ab und zu ein paar Probleme wie zum Beispiel mit Stromausfällen oder gebrochenen Rohren, aber in diesen Fällen rief ich Wendy und Albert (die Eltern von Eddy, dem Besitzer) an und sie kamen sofort vorbei um zu helfen.

Alles in Allem war das Kapitel "Farmarbeit" eine gute Erfahrung, ich habe viel gelernt und neue Freunde gefunden, aber ich bin auch sehr froh, dass sie vorbei ist und ich wieder das machen kann, was ich wirklich machen möchte!

 


Ich möchte diesmal an dieser Stellen besonders Michi danken, dass er mir diesen tollen Job besorgt und mich dadurch vor einer weiteren schlechten Farmarbeit-Erfahrung bewahrt hat.
Danken möchte ich auch meinen Chefs Lara und Eddy für die schöne Zeit hier, für ihre Fürsorge und ihr Vertrauen, Wendy und Albert für ihre Hilfe und Jeannine für ihre Freundschaft. 
Ich will auch meinen Freunden und meiner Familie, die mich so schön mit ihren Mails und Anrufen abgelenkt haben wenn mir langweilig wurde, danken. Vor allem Steve, Leo, Armagan und Astrid!

Und nun heißt es: ROADTRIP! Vor mir liegen 3800 km die Ostküste hinauf, von Melbourne bis nach Cairns, in Michi's Campervan!

So long, eure AlinaRTW




Als ich nachher von dir ging
An dem großen Heute
Sah ich, als ich sehn anfing
Lauter lustige Leute
 
Und seit jener Abendstund
Weißt schon, die ich meine
Hab ich einen schönren Mund
Und geschicktere Beine
 
Grüner ist, seit ich so fühl
Baum und Strauch und Wiese
Und das Wasser schöner kühl
Wenn ichs auf mich gieße.

-Bertolt Brecht, Liebeslied I-




 

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