Wieder allein –
Nachdem mich Julchen und Michi nach 2 tollen Wochen in Kerala verlassen haben war ich wieder allein allein (davor war’s schöner allein zu sein).Vielen Dank Julchen für den tollen Gastkommentar!!
Ich wollte sofort weiter nach Goa, genauer gesagt nach Palolem.
Leider bekam ich kein gutes Zugticket mehr und daher musste ich mit der Holzklasse (auch „General Department“ genannt) vorlieb nehmen. Das Zugticket war extrem günstig, das war aber auch das einzig Gute an der Fahrt, die 14 Stunden dauerte. Am Bahnsteig sprach mich ein Inder, dessen Name Felix ist, an und versprach, mir ein wenig in dem Wirrwarr behilflich zu sein, da wir sowieso den gleichen Zug nehmen würden. Er verschaffte mir einen Sitzplatz am Fenster, was sehr gut war und hielt mir allzu schräge Gestalten vom Hals. Im Zug war es brütend heiß, mir lief der Schweiß in Sturzbächen am Körper entlang und nach kürzester Zeit war ich total durchnässt.
Das Abteil wurde von Stopp zu Stopp voller und voller, die Menschen stapelten sich fast. Ich versuchte mich mit Lesen vom Gestank der Zugtoilette, die direkt neben mir zu sein schien, und den Menschenmassen, die mich anstarrten, abzulenken. Nach kürzester Zeit wusste ich nicht mehr wie ich sitzen sollte, es war so eng, dass ich mich kaum bewegen, geschweige denn aufstehen, konnte.
Nach 8 Stunden musste Felix aussteigen und ich fing eine hitzige Diskussion über Indien mit einem netten Inder, der neben mich aufrückte, an. Ich war sowieso schon die Attraktion im Zug, aber von nun an gehörte mir jedermanns ungeteilte Aufmerksamkeit und immer wieder lieferte jemand seinen Kommentar zu unserer Diskussion ab. Ich fand es recht unterhaltsam. Immer wieder musste ich Essen, Wasserflaschen oder Kaffee, der vor dem Fenster verkauft wurde, hinein- und Geld hinausreichen. Ich selbst aß die ganze Fahrt nichts, aber ich trank recht viel und musste merkwürdiger Weise nicht einmal in insgesamt 16 Stunden auf die Toilette. Das war auch besser so, sonst wäre mein Platz weg gewesen. Irgendwann wurde es leise im Abteil und die Leute suchten eine bequeme Stellung zum Schlafen, was gar nicht so einfach war. Manche legten sich auch einfach in den Gang auf den Boden. Der eckelhafte Inder mir gegenüber bot mir an, meine Füße neben ihn zu legen und er legte seine neben mich. Da blieben sie aber nicht, er versuchte immer wieder seine Füße unter meinen Po zu schieben und nebenbei betatschte er meine Füße neben sich. Ich entzog ihm immer wieder meine Füße und rutschte hin und her um seine Füße unter meinem Po loszuwerden. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich schrie ihn an, er soll das gefälligst lassen. Er schaute mich wie ein Unschuldslamm an und ich schrie, er wisse ganz genau was er gemacht hätte und er solle das bleiben lassen, was er dann auch tat, denn das ganze Abteil wachte von meinem Gezeter auf und schaute ihn wütend an, manche ließen auch einen Kommentar dazu los. Als ich um 4 Uhr morgens aussteigen musste war kein Durchkommen für mich, da alle kreuz und quer im Abteil rumlagen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als aus dem Fenster zu klettern. Ich war unheimlich froh, endlich aus diesem Kuhtransport aussteigen zu können.
Ich fuhr mit einem Taxi von Madgoan weiter nach Palolem und fand sogar so früh morgens eine Unterkunft im Flavia’s Paradise in einer Cocohut fast direkt am Strand.
Nach diesem Tag wollte ich nur eine Dusche und schlafen.
Als ich ausgeschlafen war machte ich mich auf die Suche nach einem Yogakurs und einem leckeren Frühstück. Ich fand beides und verbrachte den restlichen Tag am Strand, den ich die nächsten 4 Tage nicht verließ. Der Strand ist gesäumt von Cocohut-Anlagen, Restaurants und kleinen Läden. Am ersten Abend unterhielt ich mit einem sehr netten Kellner, Shaikh, der ein sehr gutes und verständliches Englisch spricht, und ich verbrachte die meiste Zeit des Tages bei ihm im Restaurant, machte es mir auf den Sandsäcken oder auf einer Strandliege bequem und redet ab und zu mit Shaikh wenn er Zeit hatte. An einem Abend gingen wir zusammen auf eine „Silent Party“, auf der wir auch 2 Jungs trafen, die ich vorher beim Yoga kennen gelernt hatte. Auf der Party bekamen wir einen Kopfhörer mit 2 Kanälen, auf denen überraschend gute Musik kam, und tanzten ausgelassen. Die Kopfhörer vermitteln ein Gefühl von Privatsphäre und ich hatte das Gefühl, dass wir uns alle mehr gehen lassen konnten als auf „normalen“ Partys. Einer der DJ’s war allerdings aus Australien. Am lustigsten war es, wenn man die Kopfhörer abnahm und den anderen beim Tanzen zusah.
Zum Aufreißen oder aufgerissen werden taugen diese Partys allerdings weniger, was mir aber sehr recht war. Ich wollte einfach nur tanzen und weder von einem der betrunken Inder noch von einem der sturzbetrunkenen Touris angemacht werden.
Ich blieb bis zum Schluss und ging im Morgengrauen nach Hause.
Ich besuchte täglich eine Outdoor Yogastunde unter Palmen und ging sogar einmal am Strand joggen.
So verbrachte ich die Tage an Goa’s Strand mit Lesen, Party, Yoga und relaxen. Ich verließ an 2 Abenden den Strand und schaute mir ein wenig die übersichtliche Stadt an. Das Essen dort war gut und etwas günstiger als am Strand und es gab grundsätzlich alles, was ein Touristenherz begehrt.
Nach 6 Tagen musste ich leider schon wieder aufbrechen.
Ich fuhr mit einem Nachtbus von Canacona nach Mangalore, verbrachte dort den Tag mehr oder weniger im Hotel und fuhr dann mit einem Nachtzug (diesmal in einem Schlafwagen) weiter nach Trivandrum und von dort in das Ashram am Neyyar Dam.
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