Whenever my eyes so much look to others
May my regard be honest and full of love
Kurz nach meiner Ankunft verbrachten Ria, Roger und ich zwei Tage in Junbesi in einer Trekker-Lodge um am „Dumjii“ Festival teilzunehmen. Dieses Fest findet jedes Jahr in einem anderen Dorf statt und es war eine große Ehre für die Einwohner, dass dieses Jahr ihr Dorf an der Reihe war.
Um was es genau ging konnte ich nicht wirklich erfahren, nur so viel:
Es gibt uralte, traditionelle Tänze, die von Lamas (Mönchen) in bunten Roben und mit herrlichem Kopfschmuck ausgeführt werden. Soweit ich es verstand geht es dabei nur um die Sherpas (die Kaste der Einwohner hier im Solu Khumbu) und erst werden Chang (das traditionelle Bier) und Tsampa-Teig gesegnet. Insgesamt dauert das Fest 5 Tage, 3 davon dienen der Vorbereitung und einer der Segnung der Einwohner. Ich nahm nur an 2 Tagen teil und sah die Lamatänze sowie die „Showeinlagen“ der Einwohner, welche verkleidet ihre eigenen Tänze aufführen, die wohl irgendwie lustig sein sollten.
Begleitet werden die Tänze von tibetischer Instrumentalmusik, die eigentlich wie die Musik auf Mittelaltermärkten klingt, und Mantras.
Ich entschuldige meinen etwas hilflosen Versuch zu erklären, was da genau passiert ist, aber wie gesagt, so genau habe ich das Ganze nicht verstanden.
Gelernt habe ich aber, dass einem hier 5 Menschen etwas anderes erzählen können und trotzdem keiner richtig Bescheid weiß aber irgendwie hat jeder ein bisschen recht; dass es keine festen Zeiten und Regeln gibt; dass nicht jeder gute Momos machen kann; dass es einfach viel zu kalt ist, um 4 Stunden im Freien auf einem Stuhl zu sitzen (obwohl ich ALLES anhatte, was ich besitze); dass die Nepalis wirklich extrem einfallsreich sind, was die Behebung von Problemen durch den monsunartigen Regen und nachgebenden Zeltdächern angeht;
dass man überall einen Tee angeboten bekommt (oft auch den gewöhnungsbedürftigen Buttertee) und dass einem mindestens ein Mal nachgeschenkt werden muss; dass das Wetter hier in Minuten umschlagen kann und man nie ohne Regenschirm aus dem Haus gehen sollte; dass die jungen Lamas sowie die Jugend im Dorf, trotz aller Abgeschiedenheit, einfach nur pubertierende Teenager sind und die gleichen Bedürfnisse und Probleme haben wie jeder in diesem Alter; dass sie hier oben genauso Handygeil sind wie überall sonst in Asien; dass es sogar in Junbesi eine „Disko“ geben kann (und diese hielt die ältere Generation die ganze Nacht wach, aber keiner beschwerte sich) und dass eigentlich niemanden so richtig interessiert, wer man ist, woher man kommt und was man tut. Genau das ist es, was mir am meisten Kopfzerbrechen macht weil ich nicht genau weiß, ob es mir gefällt oder nicht. Man kann unbeachtet in einem Kloster oder Tempel umherlaufen und da einen jeder ignoriert und einem keiner sagt, was erlaubt ist oder nicht, ist es extrem schwierig zu wissen, wie man sich verhalten soll. Auch wenn man zu einem Tee eingeladen wird, wird man kurz darauf komplett ignoriert, man möchte höchstens wissen, woher man kommt – das war’s. Wenn man selbst Fragen stellt, bekommt man manchmal eine waschige Antwort, manchmal auch nicht, vor allem, wenn der Befragte kein bzw. kein besonders gutes Englisch spricht. Auf der anderen Seite wird man von allen Seiten mit „Namaste“ begrüßt und angelächelt. Die Leute sind wirklich sehr freundlich und aufmerksam. Man bekommt immer schnell Tee nachgeschenkt, einen Stuhl angeboten etc.
Ich habe das Gefühl, sobald die Leute hier einen öfter sehen, tauen sie auch ein bisschen auf und es kommen kurze Unterhaltungen zustande. Außerdem wird man einfach als der Mensch angenommen und akzeptiert, der man ist, und das ist extrem erfrischend und auch lehrreich.
Ich habe auch gelernt, dass den Kindern hier als allererstes „Namaste“ beigebracht wird, dass den Leute hier keine Arbeit zu schwer, kein Weg zu weit und kein Berg zu steil ist. Die Sherpas tragen hier wirklich alles durch das Gebirge, da es ja keine Straßen gibt: Wellblechplatten, Kopierer und Computer, zentnerschwere Säcke voll Mehl, Reis und anderen Lebensmitteln, Kleidung und Schuhe und eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann wird in einem Strohkorb, den sie sich teilweise mit Gurten am Rücken und hauptsächlich mit einem breiten Gurt über der Stirn befestigen. Bei besonders schweren Lasten tragen sie ein T-förmiges Stöckchen mit sich herum dass zum Einen als Wanderstock, zum Anderen als Stütze für den Korb bei kurzen Pausen, eingesetzt wird.
Ich habe mir sagen lassen, dass sie bis zu 100 Kilo tragen können - die meisten der Porter wiegen aber selbst gerade mal 60-80 Kilo!
Es ist wirklich faszinierend mit anzusehen, wie sie so richtig steile, holprige und weite Strecken zurücklegen.
Außerdem stellte ich fest, dass sie hier (vor allem am Telefon) ganz oft „lalala“ sagen, was wohl so viel hießt wie „ich verstehe“ oder „mhm“. Auch nur „la“ wird oft verwendet, aber als Frage und es heißt so viel wie „waaaaaaaaas???“ – also „wie bitte???“.
Eine Besonderheit bei den Nepalis sind wohl auch die Namen. Man kann aus den Namen sehr viel über die Person erfahren, u.a. ihre Kaste, ihren Beruf, die ethnische Gruppe und wo sie leben.
Gurung und Sherpa z.B. sind sowohl Nachnamen als auch ethnische Gruppen. Die Nachnamen Bista und Pant identifizieren die Person als Brahman, die eigentlich aus Westnepal stammen. Shresta ist ein Newari-Name aus einer hohen Kaste.
Am meisten habe ich mich natürlich mit Sherpa-Namen auseinandersetzen müssen, denn die meisten Mönche, Einwohner Junbesi’s und Kinder, die wir mit medihimal besuchen mussten, tragen diese Namen.
Viele heißen Dawa (Montag), Mingmar (Dienstag), Lhakpa (Mittwoch), Pasang (Freitag) oder Nyima (Sonntag). Diese Namen werden nach dem Tag, an dem sie geboren wurden, vergeben. Es gibt natürlich auch Donnerstag (Phurba) und Samstag (Pemba).
Ganz viele hier heißen z.B. Lhakpa Sherpa. Daraus lässt sich leider überhaupt nicht erkennen, ob die Person nun ein Mädchen oder ein Junge ist.
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