Das freundliche, offene und überschwängliche Lächeln,
welches man auf jedem Gesicht in Kambodscha sehen kann, ist meine liebste
Erinnerung an dieses kleine Land im Herzen Asiens.
Die Geschichte Kambodschas gibt eigentlich überhaupt
keinen Grund zum Lachen. Zuerst wurde der Osten des Landes in den 70ern von
Amerikanern bombardiert, da diese der Ansicht waren, es würden sich
Vietnamesische Guerillas dort versteckt halten – tausende Zivilisten sterben.
Kurz darauf kommen die Roten Khmer unter ihrem
Befehlshaber Pol Pot an die Macht und töten innerhalb von 4 Jahren 1-3
Millionen Kambodschaner (genaue Zahlen sind nirgends bekannt).
Was heute nach diesen schlimmen Kriegsjahren besonders
auffällt ist zum einen, dass Kambodscha ein sehr „junges“ Land ist denn es gibt
wegen der Roten Khmer Regierung kaum mehr alte Menschen und zum anderen die
schier endlose Glückselig-, Freundlich- und Herzlichkeit der Einheimischen, die
einem an jeder Ecke endgegensprüht.
Eine weitere Erkenntnis, welche ich in Kambodscha
gewonnen habe, ist, dass man dort einfach alles isst. Man findet allerlei
Innereinen (u.a. Magen, Herz, Leber, Lunge) in den beliebten Nudelsuppen, in
den gulaschähnlichen Gerichten, die man auf einheimischen Märkten bekommt, wird
vom Hühnerkopf oder –fuß bis zum Schweineohr alles verwertet (inklusive Sehnen,
Knochen und Knorpel), es gibt Embryo-Eier, welche mit großen Genuss verspeist
werden, gebratene Insekten und Schlangen, Froschschenkel, gegrillte und sehr
pfeffrige Eier am Spieß, Schildkröten, salzige, gegrillte Bananen, getrockneten
Fisch und Stinkfrucht um nur ein paar Beispiele zu nennen. Kulinarisch ist
Kambodscha definitiv etwas für „Experimentierfreudige“, es finden sich aber auch
ganz „normale“ Köstlichkeiten wie Khmer Curry, Amok (Fisch- oder Fleischcurry mit
Kokosmilch im Bananenblatt gedämpft), gebratene Nudeln, Fisch-BBQ und (mein
Favorit) frische Frühlingsrollen mit Salat, Kräutern und Glasnudeln.
Früher dachte ich, dass Kambodscha nicht viel mehr zu
bieten hat als den berühmten Angkor Wat, welchen wir gleich nach unserer
Ankunft besichtigten.
Angkor… What?!
Die Tempel von Angkor, allen voran der Angkor Wat, sind
imposante Bauwerke die zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert im großen
Khmer-Reich von Gottkönigen erbaut wurden. Obwohl die Tempel heute buddhistisch
sind, erkennt man ganz deutlich den früheren hinduistischen Einfluss.
Sie befinden sich
unweit von der schönen Stadt Siem Reap und von dort aus kann man die Tempel entweder
mit dem Rad oder TukTuk besichtigen.
Die Tempel von Angkor kann man kaum beschreiben, man muss
sie gesehen haben und sie sind allemal eine Reise wert – vor allem Angkor Wat
bei Sonnenaufgang, der Bayon, von dessen Türmen einen hunderte von selig lächelnden
Gesichtern zu beobachten scheinen, und der Ta Phrom, ein Tempel der von der
Natur zurück erobert wird. Viele der Bauwerke sind von riesigen Wurzeln umrankt
und manchmal wächst ein Baum sogar auf einer Mauer oder einer Turmspitze.
Wir verbrachten insgesamt drei Tage mit der Besichtigung
der riesigen Tempelanlage. Obwohl wir die oben genannten Highlights bereits am
ersten Tag zu sehen bekamen, war jeder Tempel an sich etwas besonderes und es
gab überall Schönes zu entdecken. Ich muss aber auch gestehen, dass ich nach
einer Weile keine Lust mehr auf alte, zerfallene und ruinenartige Gebäude
hatte. Viel zu dieser Unlust trug wahrscheinlich die allgegenwärtige brütende
Hitze bei, die mich schwitzen ließ wie noch nie in meinem Leben.
Falls jemand mehr über den Angkor Wat erfahren möchte,
hier ein Link zu einer von zahlreichen Dokumentationen über dieses Wunder der
Menschheitsgeschichte:
http://www.youtube.com/watch?v=580Fw-u0zcE
Einer der schönsten Tempel, den ich jemals gesehen habe,
war allerdings der Wat Bo in Siem Reap selbst. Das alte, wunderschöne Bauwerk
ist umringt von Frangipani-Bäumen und Grabstupas und man kann sich gegen 17:30
die Gebetsgesänge der dort heimischen Mönche anhören.
Battambang war unser nächstes Ziel. Es wurde als charmante
Stadt angepriesen, mit schönen, französischen Kolonialstylhäusern und vielen
Ausflugsmöglichkeiten. Wir waren von der Stadt an sich recht enttäuscht, da sie
sich weniger als charmant aber dafür als recht dreckig und staubig
herausstellte. Wir hatten trotzdem sehr schöne Erlebnisse.
Wir machten einen tollen Kochkurs für 10$ bei einer
Familie etwas außerhalb der Stadt. Der nette Familienvater ging zuerst mit uns
auf dem lokalen Markt einkaufen, beantwortete unsere Fragen und kaufte uns
sogar ein fermentiertes und in Asche gewälztes Ei, welches wir später zum
Probieren bekamen – unsere ganz besonderes Osterei dass nach Stinkkäse
schmeckte.
Wir schnitten die Zutaten, schauten bei der Zubereitung
der Currypaste zu, bastelten die Körbe aus Bananenblättern für das Amok und
kochten unsere Gerichte selbst unter der Anleitung der netten Mutter (die
leider kaum Englisch sprach – aber mit Händen und Füßen ging die Verständigung
schon irgendwie). Das Essen war einfach köstlich und die Erfahrung Gold wert.
Wir fuhren auch auf dem berühmten „Bamboo-Train“, einer
Bahnlinie in sehr ländlicher Gegend, die zwei Dörfer miteinander verbindet. Der
Zug selbst ist ein Bambusgerüst auf Rädern, welches bei Gegenverkehr kurzerhand
abgebaut, von den Schienen getragen und nach passieren des voller beladenen
Zuges wieder aufgebaut wird. Die Fahrt war überraschenderweise sehr rasant und
machte viel Spaß. Im anderen Dorf wurde gerade eine Hochzeit gefeiert, was der
Tour noch den letzten Schliff gab.
Später besuchten wir einen Tempel auf einem Berg und die
„Killing Caves“, in denen während der Roten Khmer Regierung einige tausend
Menschen starben. Heute ist dort ein Schrein aufgebaut und man kann die
Totenköpfe der Opfer sehen.
Zum Abschluss der Tour durften wir ein besonderes
Naturschauspiel bewundern: kurz nach Sonnenuntergang strömten tausende und
abertausende Fruchtfledermäuse aus einer Höhle direkt über unseren Köpfen. Wir
beobachteten das Spektakel ca. 30 Minuten und der Strom riss keine Sekunde ab.
Ein Dreh- und Angelpunkt in Kambodscha ist natürlich
seine große, laute, verkehrsreise, verwirrende und staubige Hauptstadt Phnom
Penh, die wir hauptsächlich wegen des Königspalastes, der Silberpagoda, dem Wat
Phnom, welcher auf dem höchsten Punkt der Stadt thront (ganze 27 m), und des
Toul Sleng Genocide Museum (auch S-21 genannt) besuchten. Das S-21 war früher
eine Schule und wurde während der Roten Khmer Regierung als Gefängnis genutzt.
Das Gefängnis ist vergleichbar mit den KZ’s der Nazis. Unser Besuch dort war
sehr lehrreich was die Geschichte des Landes angeht, aber auch erschütternd und
berührend. Man lernt durch Bilder und Verhörunterlangen der Gefangen über die
Schicksale von Einzelnen und mir wurde einmal mehr bewusst, wie nah Macht und
Wahnsinn zusammen liegen.
Die vier Jahre der Terrorregierung von Pol Pot haben das
Land fast in die Knie gezwungen und beinahe wäre das gesamte Land ausgerottet
worden. Jeder, der nicht so handelte oder dachte wie es sich die Roten Khmer
einbildeten oder nicht das tat, was von ihm verlangt wurde oder sich beschwerte,
von seiner Familie getrennt zu werden um auf dem Land schwere Arbeit zu leisten
(die Menschen wurden mehr oder weniger versklavt – auch Frauen und Kinder)
wurde kurzerhand getötet. Eine Terrorregierung unter dem Deckmantel der Demokratie
– ein schwerer Schlag für die Menschen dieser Generation, der tiefe Wunden bei
den Überlebenden hinterlassen hat – aber auch eine neue Chance für eine sehr
„junges“ Land und seine besonders lebensfrohen Bewohnern.
Eine sehr informative Dokumentation zum Thema S-21 gibt
es hier:
Sihanoukville, ein Ort am
kurzen Küstenabschnitt Kambodschas, besuchten wir zum Asiatischen Neujahr. Zu
diesem Anlass zog es viele Einheimische sowie Vietnamesen, Koreaner und westliche
Touristen an den Strand, es wurde viel gegessen und gefeiert, es gab jeden
Abend eine Wasser- und Puderschlacht und es gingen nicht nur viele Feuerwerke
in die Höhe sondern auch die Preise für Unterkünfte. Der Standabschnitt
Serendipity, der in den Ochheuteal Stand übergeht, ist definitiv kein Paradies,
versprüht aber einen ganz besonderen Charme, der vielleicht erst bei genauerem
Hinsehen ersichtlich wird. Der Strand ist übersät von Liegen und Korbstühlen,
die man „umsonst“ den ganzen Tag nutzen kann wenn man ein Getränk im
dazugehörigen Restaurant bestellt. Die „Strandweiber“, welche die
obligatorischen Massagen und Maniküren etc anbieten, sind die angenehmsten und
freundlichsten, die mir je begegnet sind, in jedem Restaurant kann man auch
selbst mitgebrachte (bzw am Strand gekaufte) Speisen verzehren (ganz
Khmer-Art), abends gibt es leckere Fisch- oder Meeresfrucht-BBQ’s für wenig
Geld und die Alkoholpreise sind unschlagbar günstig.
Ich hab mich zumindest für
unter 8$ so richtig abgeschossen!
Leider ist der Strandabschnitt
auch eine Hochburg des Sextourismus. Kambodscha ist berühmt-berüchtigt für
seine Kinderprostitution und ein manches Mal musste ich mich ernsthaft fragen,
ob die süße kleine dort am Tisch gegenüber, die sich so leichtfertig an den Hals
des viel älteren Herren wirft, auch wirklich schon volljährig ist.
Auch die Armut der Einwohner
wird einem hier unverblümt unter die Nase gehalten. Ganze Familien schlafen auf
der Straße, während die Touristen total betrunken auf dem Weg vom Strand in
ihre Unterkunft an ihnen vorüber torkeln. Der Strand ist bevölkert von kleinen
Kindern, meist nicht viel älter als 4 oder 5 Jahre, die Plastikflaschen und
Dosen bis spät in die Nacht sammeln oder Kleinigkeiten wie Kekse oder Armbänder
verkaufen. Viele Kinder tragen viel zu große oder zu kleine Kleidung und
bettelten auch oft nach „Jamjam“ (Essen).
Merkwürdiger Weise habe ich
mich sehr schnell an diesen „Makel“ der Strandidylle gewöhnt. Das lag wohl
daran, dass die Leute trotz allem sehr fröhlich waren und immer lächelten,
lächelten, lächelten.
Wir machten nach ein paar
Tagen am Strand einen schönen Ausflug mit dem Boot. Der Schnorchelausflug ist
leider nicht sehr erwähnenswert, da man dank des trüben Wassers überhaupt
nichts sah, aber der Stopp auf einer Insel mit langem, unberührtem Sandstrand
machte das wieder wett.
Wir schlossen uns einer Dschungelwanderung über die
Insel an, welche in dem sumpfigen und stinkigen Wasser der Mangroven endete.
Diese Mangrovenwanderung war für mich das Highlight des Trips, bin ich doch
zuvor nur durch Mangrovenwälder gefahren aber noch die gelaufen (oder gewatet).
Mein Reisebegleiter und guter
Freund Michi machte auf dem Boot seine ganz eigene Erfahrung mit dem
„Schnorcheltest“ und trank 6 Gläser Bier auf ex. Später wackelte das Boot ganz
fürchterlich und ihm wurde ein bisschen schlecht, ansonsten verkraftete er
seinen Schnorcheltest um einiges besser als ich damals.
Der letzte Stopp unserer Reise
durch Kambodscha war Krati (gesprochen Kratiiiiii oder Krate oder Kratschi oder
Krotscheiiii – sehr verwirrend) – wieder eine angeblich charmante, in Wahrheit
aber überaus verdreckte, kleine Stadt am Mekong.
Berühmt ist dieser Ort wegen
den seltenen Irrawaddy-Süßwasserdelfinen, welche man ganz in der Nähe
beobachten kann. Wir sahen während unserer 1-stündigen Bootstour mindestens 10
dieser walartigen Tümmler ganz in der Nähe des Bootes.
Anschließend verbrachten wir
die heißen Mittagsstunden in sowas wie einem „Freibad“ an einer Stromschnelle
des Mekong inmitten von Einheimischen in einer Hängematte.
Meiner Meinung nach hat das
Land viel mehr zu bieten als „nur“ den Angkor Wat und ich bin überaus froh,
dort gereist zu sein. Ich denke, dass man von den Einheimischen in Sachen
Frohsinn und Leichtigkeit des Seins noch so einiges lernen kann und ich war sicher
nicht zum letzten Mal dort aber nun heißt es erstmal Abschied nehmen.
Lee-a hou-ee Kambodschea
Sabai di Lao
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen