Mittwoch, 9. März 2011

!ncredible !ndia II: Jaiselmer, Jodhpur und Delhi


Jaiselmer



Ich brach von Old Delhi Station, einem überaus lebhaften und unübersichtlichem Bahnhof, nach Jaiselmer auf. Die Fahrt dauerte 18 Stunden, die meiste Zeit schlief oder las ich.
Am Bahnhof wurde ich von einem Hotelangestellten abgeholt. Das Hotel war sauber und die Angestellten sehr freundlich und hilfsbereit.
Jaiselmer selber übertrifft alles bisher dagewesene: es ist noch dreckiger und lauter als jede andere Stadt und es liegt wirklich überall Kuhscheiße rum. Mir wurde aber berichtet, dass es noch schlimmere Städte gibt. Ich habe das Gefühl, dass Indien immer noch einen draufsetzt und wenn du glaubst, dass es nun wirklich nicht mehr schlimmer werden kann, lacht es dich schamlos aus und setzt nochmal einen drauf!
Die Stadt verwirrte mich zutiefst und nach ca. 3 Stunden war ich so erschöpft, dass ich wieder zurück ins ruhige Hotelzimmer gehen musste. Dort hörte ich nur den Wasserhahn tropfen und eine Kuh neben meinem Fenster muhen. Zuvor buchte ich aber noch eine Kamelsafari, die leider wegen des Wetters auf den übernächsten Tag verschoben werden musste. Es regnete nämlich in Jaiselmer und mir wurde gesagt, dass es die letzten 5 Jahre nicht geregnet hätte. Abends viel wegen des unerwarteten Regengusses für über eine Stunde der Strom in der gesamten Stadt aus und mein Zimmer wurde von einer Kerze erleuchtet.
Ich verbrachte den nächsten Tag damit, die Stadt zu erkunden, besuchte den Maharajapalast im Fort und wandelte durch die engen Gassen. Manchmal besuchte ich Delboy, den Mitarbeiter von Trotters, wo ich meine Safari gebucht hatte, und beantwortete ein paar E-Mail Anfragen für ihn, da er weder lesen noch schreiben kann. Die meisten Inder lernen Englisch allerdings nicht in der Schule (da sie höchstwahrscheinlich eh nie eine Schule besucht haben) sondern von Touristen. Dafür ist es überraschend gut muss ich sagen!
 Am nächsten Morgen brach ich in die Wüste auf. Das Wetter war bescheiden, sehr kalt und neblig und ein wenig regnerisch. Ich ließ meinen Backpack im Büro von Trotters und nahm nur das Nötigste mit in die Wüste. Zuerst gab es ein Frühstück im Haus von einem unserer Guides. Wir trafen seine Frau und Kinder und die Kinder von den anderen Guides waren auch da. Sie wiederholten emsig ein paar englische Wörter, die sie von uns aufschnappten und betrachteten uns ausgiebig.
Das Feuer wurde mit Kameldung geschürt und im Chai war frische Kuhmilch.
Nach dem Frühstück ging es auf unseren Kamelen weiter in die Wüste, über der ein Nebelschleier lag. Nach guten 4 Stunden auf unseren Wüstenschiffen (mein tollpatschiges Kamel hieß Johnny Walker und der Name passte wie die Faust aufs Auge: es stolperte ab und zu wie ein betrunkener über seine eigenen Füsse) machten wir halt und unsere Guides kochten uns ein leckeres Essen.


Einige Hirten kamen uns besuchen und mit ihnen Kühe und Ziegen. Das kanadische Pärchen, dass noch mit in der Wüste war, und ich unterhielten uns sehr gut und wir genossen die absolute Ruhe der Wüste, was ein extremer Gegensatz zum lauten Rest Indiens war. Ich war fasziniert von der Effizienz der Guides, wie sie alles in kürzester Zeit aus- und wieder einpackten und auf den Kamelrücken verstauten. Mich faszinierte auch, dass sie kein Wasser zum waschen der Kochutensilien benutzen sondern Sand. Kurz nach 12 ließ sich endlich die Sonne blicken und es wurde augenblicklich richtig heiß.
Nach dem Essen ging es weiter auf den Kamelen. Mein Hintern tat schon ganz schön weh aber ich genoss jeden Augenblick. Die Wüste ist allerdings keine Sandwüste, sie ändert ständig ihr Aussehen von saftigen, grünen Gräsern und Büschen zu ausgetrockneten Ebenen, von steinigen, staubigen Stellen zu Sanddünen. Irgendwann erreichten wir ein Wüstendorf und die Bewohner, vor allem die Kinder, belagerten uns sofort und bettelten nach Rupien oder anderen Geschenken wie Haargummis oder Stiften. Ich wünschte, ich hätte das gewusst und etwas mitgebracht.
Am späten Nachmittag erreichten wir unser Nachtlager, eine kleine Hütte mitten in der Steppe. 



Wir sahen den faszinierenden Sonnenuntergang, genossen das leckere Essen, lauschten dem Gesang unserer Guides, die einen Wasserkanister und eine Plastikflasche als Musikinstrumente benutzten, und betrachteten die vielen Sterne und den fast vollen Mond. Leider konnten wir auf Grund des Wetters nicht draußen schlafen.



Am nächsten Morgen erwachten wir rechtzeitig zum unglaublich schönen Sonnenaufgang. 



Nach dem Frühstück ging es mit den Kamelen zurück Richtung Jaiselmer. Mir tat der Hintern nun so richtig weh und ich war froh, als wir unseren Mittagsstopp erreichten und danach von einem Jeep abgeholt wurden. Zurück in Jaiselmer half ich Delboy nochmal mit ein paar E-Mails, kauften ein paar Schaals, trank Unmengen Chai und Lassi und vertrödelte die Zeit bis Delboy frei hatte. Er lud mich zu sich nach Hause ein (was ein ganz einfaches, winziges Zimmer mit einer Lampe, einem Bett und einer Matratze auf dem Boden war, denn er teilte sich das Zimmer mit einem Freund) und teilte sein Essen mit mir. Ich bekam auch eine Kopfmassage, denn er sagte, ich würde zu viel Denken und er wollte somit meine Gedanken befreien. Später nahm ich den Nachtzug nach Jodhpur.

Jodhpur

Ich erreichte Jodhpur um 5:30 morgens und wurde wieder vom Hotel abgeholt. Da das Hotel komplett ausgebucht war und Check-in eigentlich erst um 12 Uhr wurde mir ein Matratzenlager auf der Dachterrasse angeboten, was ich dankbar annahm, ich war nämlich überaus müde. Dadurch sah ich auch den unglaublich schönen Sonnenaufgang über der „blauen Stadt“.



Jodhpur hat diesen Namen, da viele Häuser in einem Himmelblau gestrichen sind, was zum Einen ein Hitze-, zum Anderen ein Mückenschutz ist. Mein Zimmer war bald frei und ich nahm erstmal eine lange, heiße Dusche (schließlich hatte ich die letzten 2 Tage nicht geduscht!) und schlief dann völlig erledigt ein.
Später erkundete ich die Stadt. Leider machte mich der Lärm und die vielen Menschen und der Gestank wieder recht schnell k.o., weswegen ich nach einen Mittagessen zurück ins Hotel „flüchtete“. Dort war es so schön ruhig und mein Zimmer roch nach Rosen.
Am nächsten Tag ging ich in das berühmte und große Fort. Es war das bisher beste Fort von allen und der Palast sehr beeindruckend.



An diesem Tag machten mir der Lärm und der Tumult weniger aus und ich erkundete die Stadt und ging ein wenig einkaufen und verhandeln.
Spät abends ging mein Nachtzug zurück nach Delhi.

Delhi mit Pragyesh, Noopur und Ramesh

Dort holte mich Pragyesh ab, der extra für 2 Tage nach Delhi gekommen ist. Ich hatte mich sehr gefreut, ihn zu sehen. Wir gingen abends alle zusammen in ein Thali-All-You-Can-Eat, was überaus lecker war, und später ins Kino. Ich sah meinen ersten indischen Film auf Hindi und konnte der Handlung dennoch recht gut folgen. 



Am Sonntag schliefen Noopur und Ramesh aus, Pragyesh  weckte mich aber früh auf und wir unterhielten uns lange und intensiv. Danach gingen wir in ein Bio-Restaurant in einem wunderschönen Park und shoppen. Pragyesh kaufte mir ein paar indische Topps und einen Saree. Abends gab es ein traditionelles, hausgemachtes  Familienessen und wir lachten viel über die Gegensätze unserer Essgewohnheiten. 



Inder essen auf dem Boden und mit ihren Händen und man schmatzt um den Koch zu würdigen. Bei uns wäre das unvorstellbar, für Inder wiederum ist es unvorstellbar, Gabel und Messer zu benutzen, naja, zumindest im Süden. Delhi und der Norden ist dahingehend recht offen. Dennoch bekommt man meistens kein Besteck. Ramesh brachte mir bei, das recht flüssige Dahl mit meinen Fingern zu essen, was gar nicht so einfach war und ich machte eine rechte Sauerei, aber das gehört wohl dazu.
Ich fühlte mich recht gut vorbereitet für Indiens Süden und freute mich riesig auf Julia und Michi!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen